Postsozialistische Gedenkmuseen kommunizieren auf zweierlei Arten mit „Europa“: Während die einen im Zuge der EU-Osterweiterung unter Beweis stellen wollten, dass ihre Dauerausstellungen „europäischen Standards“ entsprechen, und eine „Anrufung Europas“ betreiben, fordern die anderen von „Europa“, ihr Leid in der kommunistischen Ära anzuerkennen.
Postsozialistische Gedenkmuseen, die nach 1990 neu eröffnet oder neu gestaltet wurden, sind Ausdruck nationaler Geschichtspolitik, aber auch europäische und transnationale Institutionen. Einige Gedenkmuseen, wie das Museum des Slowakischen Nationalaufstandes oder das Jasenovac-Gedenkmuseum, betonen, dass die 2004 bzw. 2006 eröffneten Dauerausstellungen „im Einklang mit europäischen Standards“ und „in Absprache mit internationalen Experten“ entwickelt wurden. In ihrer Ästhetik orientieren sie sich stark an internationalen Vorbildern. Andere Museen akzeptieren den Holocaust nicht als den negativen Gründungsmythos Europas. Doch auch sie kommunizieren intensiv mit „Europa“, indem sie fordern, ihre Leiden unter kommunistischer Zwangsherrschaft anzuerkennen. Auch diese Gruppe bezieht sich jedoch auf die Holocaust- Erinnerung und -Musealisierung. So geht im Haus des Terrors in Budapest eine nationalistisch- revisionistische Geschichtsdarstellung mit der ästhetischen Orientierung am US Holocaust Memorial Museum und der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem einher.
Ljiljana Radonić verfasst ihre Habilitation über den Zweiten Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und lehrt über (ostmittel)europäische Erinnerungskonflikte seit 1989 am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien. Sie ist IFK_Research Fellow.
Ort: IFK
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