Martin Warnke widmet sich einem entscheidenden Kapitel der Kunstgeschichte: den Wechselbeziehungen zwischen bildender Kunst und Literatur. Der Dichter Francesco Petrarca, eine der Gründungsfiguren des Humanismus, war der Erste, der religiöse Bilderfahrungen als profane Beziehungsform darstellte und damit ein neues Paradigma eröffnete.
An Francesco Petrarcas Sonetten lässt sich ein Vorgang beobachten, der für die Kunstgeschichte von zentraler Bedeutung ist. In diesen Texten löst sich eine subjektive ästhetische Erfahrung von tradierten religiösen Vorgaben und Bindungen. Religiöse Bilderfahrungen wandeln sich bei Petrarca zu profanen Beziehungsformen: Aus Maria wird Laura, jene von Petrarca zeitlebens verehrte Frauengestalt. Neu ist, dass ästhetische Erfahrung die künstlerische Leistung personalisiert: Indem Petrarca die Maler Giotto und Simone Martini würdigt – er schickt Letzteren gar in den Himmel, um dort die verstorbene Laura zu porträtieren! –, eröffnet er die neuzeitliche Künstlergeschichte, die an biografischen Daten und Umständen interessiert ist. Martin Warnke erläutert in seinem Vortrag anhand einer eingehenden Analyse der „Allegoria virgiliana“, die Simone Martini in Avignon für Francesco Petrarca malte, die wichtige Stellung dieses Dichters für die neuzeitliche Kunsttheorie und Kunsthistoriografie.
Ort: IFK
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