Maureen Healy, Associate Professor of History am Lewis & Clark College in Portland, beschäftigt sich mit den kulturellen Verhältnissen zwischen Österreich und der Türkei und deren Akteuren im späten neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert: Wissenschafter, Reisende, Militärstrategen, Händler und Flüchtlinge.
Die Erklärung des „Jihad“ durch den osmanischen Sultan gegenüber Großbritannien, Frankreich und Russland im November 1914 markierte den Anfang einer ungewöhnlichen Episode in den österreichisch-türkischen Beziehungen. Die Türken wurden nun in der österreichischen Presse durchgehend als „Freunde“ bezeichnet. Der Vortrag thematisiert einerseits die veränderte Bewertung „der Türken“ im Krieg, als sich der ehemals vielgehasste „Feind“ aus Geschichte und Legende angesichts der politischen Situation des Ersten Weltkriegs peinlicherweise in einen „Freund“ verwandelte. Andererseits untersucht Maureen Healy die Folgen dieses Diskurses in der Nachkriegszeit. Türkische Autoren fragten: Warum 1683 und nicht 1914? Warum wurde in öffentlichen Gedenkfeiern die sogenannte Waffenbrüderschaft so schnell durch dieses gewohnte Bild von 1683 überschattet? Durch den gleichzeitigen Übergang vom habsburgischen bzw. osmanischen Reich zur Republik ist in Österreich ein neuer Stereotyp eines Türkenbildes entstanden: der zarte, überempfindliche Nationalist.
Ort: IFK
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