Im Fin de Siècle fand eine Intensivierung und thematische Verbreiterung des wissenschaftlichen Suiziddiskurses statt. Michaela Hintermayr geht der Frage nach, wie der Geschlechterunterschied in der Suizidforschung fruchtbar gemacht wurde und welche Konsequenzen diese Indienstnahme zeitigte.
Der Faktor Geschlecht wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts verstärkt herangezogen, um damit suizidales Verhalten zu erklären. Im Zuge dieser wissenschaftlichen Ausdifferenzierung wurden unterschiedliche Thesen für weibliches und männliches Suizidverhalten entwickelt. Bei Frauen verwiesen die Forscher besonders auf deren biologische Andersartigkeit und behaupteten, dass Menstruation, Schwangerschaft und Menopause entscheidenden Einfluss auf die Suizidgefährdung ausübten. Bei Männern meinten die Forscher hingegen eher organische Erkrankungen und eine Alkoholismusneigung als suizidbegünstigende Momente erkannt zu haben. Vor diesem Hintergrund fragt Michaela Maria Hintermayr in ihrem Vortrag nach der diskursiven Konstruktion und Repräsentation der suizidalen Frau und des suizidalen Mannes. Ebenso interessiert sie sich für die im Diskurs aufgesuchten Wissensvorräte und dafür, welches neue Wissen über die Geschlechter produziert wurde. Ein Wissen, welches auch Auswirkungen auf das Geschlechterverhältnis und das damit einhergehende Herrschaftsverhältnis haben musste.
Ort: IFK
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