In den künstlerischen Arbeiten der russischen KonstruktivistInnen ist ein paradoxes Nachleben traditioneller Rezeptionsverhältnisse und repräsentationaler Strukturen zu beobachten. Stefanie Kitzberger fragt nach den historischen Kontexten dieser Wiederkehr.
Nach dem russischen Bürgerkrieg entwickelte die erste Arbeitsgruppe der Konstruktivisten Strategien für die Einwirkung künstlerischer Arbeit auf industrielle Produktionsbedingungen. Kunst sollte von Warenförmigkeit, Bildhaftigkeit befreit und entsprechend sozialistischer Ökonomie planförmig werden, um eine funktionale Rolle in der Produktion einnehmen zu können. Dieses Vorhaben stand jedoch in Konflikt mit dem historischen Möglichkeitsraum künstlerischer Praxis. Die sowjetische Industrie bot um 1920 keine tatsächliche Handlungsgrundlage. Während der Neuen Ökonomischen Politik war der sowjetische Sozialismus ein Zukunftsszenario. Arbeitete der Konstruktivismus an der Vorbereitung einer innerhalb der eigenen Gegenwart nicht zu realisierenden Grenzüberschreitung? Verlangte die Diskrepanz zwischen künstlerischem Anspruch und sozioökonomischer Wirklichkeit notwendigerweise Imaginationen? Welche Konsequenzen hatte diese Konstellation für den Status der künstlerischen Arbeiten?
Stefanie Kitzberger studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Cultural Studies an der Universität Wien und schloss mit einer Diplomarbeit über Arbeiten des Künstlers Martin Kippenberger ab. Bis Herbst 2015 war sie Assistentin in der Abteilung Kunstgeschichte der Universität für angewandte Kunst Wien. Derzeit ist sie IFK_Junior Fellow.
Ort: IFK
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