Wie sah die sprachliche Realität Lembergs, einer Stadt, in der Polnisch, Ukrainisch, Deutsch, daneben Jiddisch, Latein, Armenisch und Kirchenslawisch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gesprochen wurde, aus? Wie wurde mit dem mehrsprachigen Potenzial der Bevölkerung umgegangen? Welche Rolle spielte dabei die Sprachenpolitik der Habsburger? Diesen Fragen geht Stefaniya Ptashnyk am Beispiel des Presse- und des Bildungswesens in Lemberg nach.
„Geschichte, also auch Stadtgeschichte, vollzieht sich, indem gesprochen und geschrieben, gelesen und gehört wird“ (Robert Peters, 1993). Für die Untersuchung der Sprachgeschichte einer Stadt gilt es deshalb, möglichst viele Aspekte ihres Sprachgebrauchs – aber auch der Sprachbewusstseinsgeschichte – zu erforschen. Lemberg, dessen ethnisch-sprachliche Bevölkerungszusammensetzung sich im 19. Jahrhundert stets wandelt, bietet reichhaltiges und zugleich komplexes Material für SoziolinguistInnen und SprachhistorikerInnen. Die Erforschung der Sprachensituation in Lemberg wirft eine Reihe linguistischer Fragen auf: Wie erfolgte die Sprachenwahl in verschiedenen Kommunikationssituationen, und welche Faktoren spielten dabei eine Rolle? Wurde der Sprachgebrauch gesetzlich geregelt, und wurde der gesetzliche Rahmen eingehalten? Zeichneten sich dabei Konflikte ab? Wie wurde über Sprachen in zeitgenössischen Diskursen kommuniziert? Diese und weitere Aspekte sollen anhand der Texte aus den Domänen Presse und Bildung erörtert werden, die in der Stadt Lemberg zwischen 1848 und 1900 entstanden sind.
Ort: IFK
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