10 Juni 2013
  • Lecture
IFK

Sternendämon, Edelstein und Talisman. Analogie-Denken in Marsilio Ficinos De Vita Libri Tres

Die Magie wird im wissenschaftlichen Kontext oftmals mit Begriffen wie „irrational“, „vorwissenschaftlich“ und „mittelalterlich“ belegt. Dass sie aber nicht nur Thema der Esoterik, sondern auch der Wissenschaftsgeschichte ist, gerät dabei aus dem Blick. Susanne Beiweis fragt nach der philosophischen Bedeutung von Magie.

 

Magische Denkmuster galten in der Renaissance als integraler Bestandteil medizinischer, theologischer und naturphilosophischer Diskurse. So beschreibt der florentinische Renaissancephilosoph Marsilio Ficino die Wirkung der auf universellen Sympathien und Antipathien basierenden natürlichen Stoffe ausführlich in seinem 1489 erschienenen Bestseller „De vita libri tres“. Gold, Safran und gelber Honig sollen helfen, die Kraft der Sonne in sich aufzunehmen, und dadurch den Körper stärken. Neben diesen Überlegungen zur natürlichen Magie widmet sich Ficino in seinem Werk aber auch der künstlichen Herstellung von Talismanen, die es dem Träger ermöglichen, die von den Sternendämonen emittierten kosmischen Strahlen anzuziehen und in Zeichen zu bannen. Die Praxis der dämonischen Magie zielt darauf ab, Analogien im Kosmos zu manipulieren und dadurch die mentalen Zustände des Menschen bewusst zu beeinflussen. Die Spannung zwischen den Polen der natürlichen und der dämonischen Magie erzeugt jedoch nicht nur Paradoxien in Ficinos Denken. Sie macht auch sichtbar, dass das Denken in Analogien von Störungen bedroht ist.

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