Spiel und Tod erweisen sich als Schlüsselkategorien im modernen Nachdenken über Subjekte und ihr reflexives Selbstverhältnis. Doch warum wird gerade Russisch Roulette zu einer ludischen Praxis, dessen symbolische Bedeutung und popkulturelle Prominenz weit über die überschaubare Zahl realer Begebenheiten hinausreicht?
Die Verbindung von Spiel und Tod scheint zunächst durch ein Ausschlussverhältnis bestimmt; denn wer spielt, ist nicht tot. Spiele sind dynamische Praktiken, welche der Starrheit der Leiche in ihrer Bewegungslosigkeit und totalen Interaktionsverweigerung diametral entgegengesetzt sind. Doch ist nicht gerade deswegen ein Spiel mit dem Tod Ausdruck höchster Lebendigkeit? Und offenbart nicht die Verschränkung von symbolischem Tod und realer Lebensgefahr die Möglichkeit, ein neues Leben zu gewinnen? Vor dem Hintergrund dieser Fragestellung nimmt der Vortrag die Geschichte des Russisch Roulette von seinen fiktionalen Ursprüngen bis zu seiner popkulturellen Rezeption in den Blick.
Julian Baller, MA, studierte von 2010 bis 2016 Kulturwissenschaft und Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2014 war er Co-Organisator der interdisziplinären Ringvorlesung Subversion und politische Differenz und lehrte am Institut für Kulturwissenschaft der HU Berlin, wo er seit Oktober 2016 mit einem Forschungsprojekt zur Geschichte und Ästhetik suizidaler Spiele promoviert. Derzeit ist Julian Baller IFK_Junior Fellow.
Publikationen (u. a.): „Timing am Trigger. Russisch Roulette als Todesspiel der Moderne”, in: splace magazine der Kunstuniversität Linz, Ausgabe 4, 2018; „Metabolischer Spuk. Die oralsadistische Dämonenwelt Zentralaustraliens in der Ethno-psychoanalyse“, in: Iris Därmann und Stephan Zandt (Hg.), Andere Ökologien. Transformationen von Mensch und Tier, Paderborn 2017
Ort: IFK
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