Die Kunsthistorikerin und Anthropologin Ursula Helg richtet in ihrem Vortrag den Blick auf die Adaption von Textilien westlicher Herkunft in Afrika. Diese waren dort schon immer begehrte Importgüter. Sie zeigt anhand von Beispielen, wie sich Stoffe und Kleider im Zuge ihrer Integration verwandelt und eine den lokalen Bedürfnissen entsprechende neue Funktion und einen neuen Sinn angenommen haben.
Wenn man die afrikanische visuelle Kultur nicht isoliert und als ein statisches, sondern im globalen Zusammenhang und als ein dynamisches Phänomen betrachtet, so stellt man fest, dass diese Kultur viele Anregungen von außen aufgenommen hat und im Zusammenspiel von lokaler Tradition und globalen Strömen entstanden ist. Dies gilt auch für Textilien und Kleider, die ein wichtiger Teil der visuellen Kultur und im engeren Sinne Manifestationen der Kunst, oder – neutraler gesagt – Bildpraxis sind. Das auffallende Bestreben, den Körper mittels Kleidung kulturell zu überhöhen, das heißt zu verschönern und ihn gleichsam in ein Bild zu verwandeln, lässt sich erst dann richtig begreifen, wenn man weiß, dass der naturbelassene Körper in Afrika traditionell negativ konnotiert ist. Erst durch die Kleidung und deren ästhetische Äquivalente wie Schmuck, Schmucknarben, kosmetische Verformungen, Bemalungen und Frisuren verwandelt er sich in ein kulturelles Selbst.
Ort: IFK
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