08 April 2019
  • Lecture
IFK

ZUR SACHE! Evidenzverfahren zwischen Kunst und Rechtsprechung bei Forensic Architecture

18:15
Ausstellungsansicht: Forensic Architecture. Towards an Investigative Aesthetics, Museu d’Art Contemporani de Barcelona, 2017, © kunst-dokumentation.com

Tribunalisiertes Museum und theatrales Gericht – bei der Agentur Forensic Architecture werden diese zur Wirksamkeitssteigerung verschaltet. Ihre Investigationen tangieren nicht bloß Gerichtsbarkeit und Kunst, sondern ebenso unterschiedliche Instanzen der Rechtsprechung. Der Vortrag reflektiert, weshalb ausgerechnet die Ästhetik zu Hilfe gerufen wird, um Evidenz zu erzeugen.

 

Anknüpfend an Cornelia Vismanns rechts- und kulturwissenschaftliche Analysen eines gesteigerten Mediengebrauchs in der Rechtsprechung seit den Nürnberger Prozessen (1945–1949) werden die performativen Evidenzverfahren von Forensic Architecture beleuchtet. Detektivisch rekonstruiert die Agentur aktuelle politische und ökologische Krisen und macht sie erfahrbar: mittels Modellbildung, Architektursimulation, filmischer Montagetechniken, Installation und kartografischen Kreuzverhörs.

Die durch die institutionskritische Kunst der 1990er-Jahre geforderte widerständige Hegemoniekritik scheint eingelöst: Forensic Architecture ist das Versprechen von Aufdeckung. Inwiefern jedoch ist die Sache noch der konkret zu untersuchende Fall? Oder sind die in Krise geratenen Dinge „Kunst“ und „Rechtsprechung“ selbst zur Sache geworden?

 

Lisa Stuckey studierte Kunsttheorie und Medienkunst an der Akademie der bildenden Künste Wien sowie am Royal Institute of Art Stockholm. In ihrem Forschungsprojekt untersucht sie transdisziplinär die „Investigative Ästhetik“ in Arbeiten von Forensic Architecture, Constanze Ruhm und M. NourbeSe Philip. Neben ihren wissenschaftlichen Tätigkeiten ist sie auch als freie Kuratorin und Gastvortragende tätig.

Weitere Informationen zu Lisa Stuckey

Ort: IFK