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Vortragsmitschnitte
Jubiläumstagung: Where are we now? Vortrag von Donatella Di Cesare
Donatella Di Cesare Wer sind »die Migranten«?
Versuch einer Phänomenologie
Ob aus Desinteresse, Gleichgültigkeit oder Gedächtnisschwäche – auch die Philosophie gewährt »dem Migranten« bislang kein Bürgerrecht. Das Schicksal »des Migranten« gleicht in dieser Hinsicht dem »des Fremden«: stets an den Rand gedrängt, in die Baracken-viertel der Metaphysik verbannt. Auch »der Migrant« ist – ebenso wie »der Fremde«, ja sogar mehr noch als dieser – átopos, ortlos, fehl am Platz. Denn »der Migrant« ist mit seinem Versuch, diese zu überschreiten, an der Grenze zu verorten. Er oder sie ist weder Bürger*in noch Fremde*r. Überall deplatziert und zu viel, ist »der Migrant« ein Eindringling, der Schranken durchbricht, Grenzen verwischt und große Verlegenheit hervorruft. Darin liegt auch die Schwierigkeit, ihn zu denken. Es sei denn, man zieht die überkommenen Grenzen der Welt in Zweifel, revidiert die jahrhundertealten Fundamente von Stadt und Bürgerschaft und modifiziert die gefestigten Grundpfeiler von Staat, Souveränität und Nation.
Die Tagung »Where are we now?« zum 30-jährigen Jubiläum des ifk befragt Geschichte und Gegenwart von Paradigmen von Kulturwissenschaft und sondiert kulturwissenschaftliche Arbeitsweisen innerhalb und außerhalb der Universität.
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