Vortragsmitschnitte

Tagung »Alltagsgeschichten von Flughäfen«, Vortrag von Anke Ortlepp





Anke Ortlepp Race, Space, and Mobility. Die Aufhebung der Rassentrennung an amerikanischen Flughäfen


In den 1940er-Jahren begannen Flughäfen vor allem im Süden der USA damit, getrennte Räumlichkeiten für weiße und schwarze Reisende einzurichten. Toiletten, Warteräume und Trinkbrunnen wurden dupliziert. Restaurants blieben häufig Weißen vorbehalten. Damit reagierten Flughafenbetreiber auf eine zunehmende Zahl afroamerikanischer Passagier*innen in der Nachkriegszeit und passten Terminals an die Gesetzeslage in den Südstaaten an, die vielerorts Segregation für alle öffentlichen Gebäude vorsah. Einzelne Reisende und Bürgerrechtsorganisationen wie die National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) protestierten gegen diese Form der Diskriminierung im Alltag. Protest fand seinen Ausdruck in Demonstrationen und Rechtsstreitigkeiten, aber auch in politischer Arbeit, die Behörden und Regierungsorgane in den Blick nahm. Der Vortrag untersucht die räumlichen Verhältnisse an ausgewählten Flughafenbeispielen, beleuchtet die Erfahrung afroamerikanischer Reisender und geht auf die Maßnahmen ein, die schließlich zur Integration der Terminals führten. Mit den Untersuchungs- kategorien race und space wird ausgelotet, welche Vorstellungen von Mobilität, Teilhabe und Staatsbürgerschaft Akteur*innen im Kampf um die Aufhebung der Rassentrennung hatten und wie sich diese im Laufe der 1960er-Jahre veränderten.

Anke Ortlepp ist Professorin für Nordamerikanische Geschichte am Historischen Institut der Universität zu Köln, wo sie seit 2018 die Abteilung für Nordamerikanische Geschichte leitet. Zuvor lehrte sie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Universität Kassel. Stationen ihrer wissenschaftlichen Qualifikation absolvierte sie an der Universität Bonn und am Deutschen Historischen Institut in Washington, DC. Ihre Forschungsgebiete liegen in der amerikanischen Kulturgeschichte, der Geschlechtergeschichte, der Reise- und Mobilitätsgeschichte sowie der Geschichte der amerikanischen Rassentrennung. Mit diesen Feldern ist ihr neues Forschungsprojekt verknüpft, das sich mit der Geschichte des Rollschuhfahrens in den USA befasst.

Publikationen (u. a.):
»Schwarzer Feminismus: Michelle Wallace’s Black Macho and the Myth of the Superwoman (1979)«,
in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 18, 2021, S. 637–643; gem. mit Christof Mauch, Die Geschichte der USA, Tübingen: Narr Francke Attempto 2020; »Building Concrete Democracies: New Brutalist Architecture in Great Britain, the United States, and Brazil, 1950s–1980s«,
in: Amerikastudien/ American Studies 65. 2 (2020), S. 193–212; Jim Crow T erminals: The Desegregation of American Airports, Athens: University of Georgia Press 2017.