Marc Caplan
ifk Senior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2018 bis 31. Januar 2019

Der dritte Raum: Übersetzung, Transposition und Transformation im Jiddischen Modernismus der Zwischenkriegszeit



PROJEKTBESCHREIBUNG

Sein Projekt konzentriert sich auf die polnisch-jiddische Literatur der Zwischenkriegszeit, und legt dabei besonderen Wert auf die historischen, linguistischen und gesellschaftlichen Implikationen einer Literatur, welche an mehreren Stellen in verschiedenen Narrativen eine Vielzahl an Sprechern aufweist, die sich jeweils auf Jiddisch, Deutsch und Polnisch unterhalten, ohne dass dieser Dialog von einer Sprache in die andere übersetzt worden wäre. Obwohl diese Textpassagen explizite Beispiele linguistischer „Polytonalität“ darstellen, wie er dieses Phänomen bezeichnet, ist eine multilinguale Dimension in der Konstruktion der Literatur als solche auszumachen, insofern der ästhetische Imperativ der Literatur darin besteht, das Unaussprechliche auszudrücken und die Grenzen einer jeden Sprache weiter zu stecken oder sie zu durchbrechen. In diesem Zusammenhang hat Mikhail Bakhtin (18951975) die Begriffe „Polyphonie“ und „Heteroglossia“ geprägt, um diese verschiedenen „Stimmen“ innerhalb literarischer und anderer verbaler Äußerungen zu schematisieren. Jacques Derrida (19302004) bot dagegen den „Palimpsest“, um das Verhältnis literarischer Texte zueinander zu verstehen. Marc Caplan schlägt wiederum „Polytonalität“ – wie sie in seiner Auffassung von jiddischem Modernismus und Musiktheorie wurzelt – als Theorie vor, um die Art, in der das Schreiben in der Konstruktion eines literarischen Diskurses gesprochene Sprachen gleichzeitig in sich aufnimmt und auslöscht, zu konzeptualisieren.



CV

Marc Caplan stammt aus Louisiana und studierte an der Universität Yale. Im Jahr 2003 erhielt er seinen Ph.D. in Komparatistik an der Universität New York. Seitdem wurde er an die Universität Indiana, an die Johns-Hopkins-Universität sowie Yale berufen, und nahm Fellowships an den Universitäten von Pennsylvania, Harvard, Konstanz, dem Zentrum für Jüdische Geschichte (New York), und der Universität Michigan (Ann Arbor) wahr. 2011 veröffentlichte er How Strange the Change: Language, Temporality, and Narrative Form in Peripheral Modernisms – ein Vergleich jiddischer und afrikanischer Literaturen – bei der Stanford University Press. Sein zweites Buch, das jiddische Literatur in der Weimarer Republik mit zeitgenössischer deutscher Literatur, Theater und Film gegenüberstellt, wird gerade geprüft. Im Herbst 2018 kommt er als Senior Fellow an das IFK nach Wien.



Publikationen

Osterbrot or Matzo? Translation, Transubstantiation, and Temporality in Joseph Roth’s Hiob,” in: Yearbook for European Jewish Literature Studies Volume 2, Issue 1, Berlin 2015, pp. 147 – 170; How Strange the Change: Language, Temporality, and Narrative Form in Peripheral Modernisms, Stanford 2011; The Hermit at the Circus: Der Nister, Der Blaue Engel, and German-Yiddish Cultural Parallels in the Weimar Period,in: Between Two Worlds: Yiddish-German Encounters, (=Studia Rosenthaliana 41), Bristol 2009, pp. 173 - 196.

17 Dezember 2018
18:15
  • Lecture
IFK
Marc Caplan

INTERNAL BILINGUALISM IN EARLY MODERN JEWISH DRAMA

This presentation will focus on the complexities of linguistic identification in the early modern dramatic writings of Eastern European Jews. At the center of this discussion are two authors: Isaac Euchel (1756–1804), and Aaron Halle-Wolfssohn (1754–1835). These writers wrote farces depicting modernizing Jews in competition with their still-traditional Jewish parents–as is typical of marriage comedies–as well as with the rival innovators in Eastern European Jewish society, the new and charismatic sect of Hasidism.

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