Anton Kaes
ifk Visiting Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. März 1999 bis 30. Juni 1999

Cinema and the Emergence of Modernity in Germany



PROJEKTBESCHREIBUNG

Was und wieviel kann man über einen Film sagen? Wo liegen die Grenzen des Sagbaren, und wer zieht diese Grenzen? Welche Zusammenhänge gibt es zwischen einem spezifischen Film und den Geschichten, in denen er eingebettet liegt? Wie läßt sich der Nexus zwischen Einzelfilm und Theorie artikulieren? Gibt es nach dem Linguistic turn auch hier einen Cultural turn? Existieren Methoden, die als fachspezifisch für die Filmwissenschaft gelten können? Welchen Konstruktionen unterliegt die Filmgeschichtsschreibung? Damit sind nur einige Fragen formuliert, die während des Workshops von Film-, Medien- und Kulturwissenschafterinnen diskutiert werden können. Um eine gemeinsame Diskussionsgrundlage zu garantieren, konzentriert sich der Workshop exemplarisch auf einen bekannten Film: Fritz Langs Metropolis (1927) mitsamt seinen postmodernen Adaptionen. Mit kurzen Position papers sollen spezifische Aspekte und Fragen mit Blick auf den konkreten Film formuliert werden. Ziel des Workshops ist weniger eine Bilanzierung der bisherigen Methodendiskussion, als viel mehr die Erprobung neuer Ansätze, in denen es um die Vermittlung interdisziplinärer und filmspezifischer Fragen geht. Auch für Historikerlnnen, Ethnologlnnen oder Soziologlnnen, die mit Filmen als Quellen oder Dokumentationsmedium arbeiten, könnte die Frage nach adäquaten Verfahren in der Analyse von bewegten Bildern interessant sein.

Ebenso: Vortrag mit dem Titel Das Kino und die Massen.

Im Jahr 1895, dem Geburtsjahr des Films, erschienen nicht nur die Studien zur Hysterie von Sigmund Freud und Josef Breuer, die den Beginn der Psychoanalyse markieren, sondern auch Gustave LeBons Abhandlung Psychologie des foules (Psychologie der Massen). Während die Filmtheorie das Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Film in den letzten drei Jahrzehnten erschöpfend behandelt hat, scheint der Zusammenhang zwischen Massenpsychologie und Film noch weitgehend unbeachtet. Der Vortrag stellt Thesen zur Diskussion, die den Nexus zwischen Kino und Massen näher beleuchten. Anhand von Beispielen aus dem deutschsprachigen und amerikanischen Film soll eine neue Theorie des Kinos vorgestellt werden, die auf Erkenntnissen der Massentheorien von LeBon über Freud bis zu Canetti beruht und auch Folgen für die Filmgeschichtsschreibung hat.



CV

Professor of German, University of California at Berkeley. Zahlreiche Arbeiten zu Filmgeschichte und -theorie.



Publikationen

u.a. From 'Hitler' to 'Heimat': The Return of History as Film (Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 1989, Paperback Edition, 1992); Geschichte des deutschen Films Hg. mit Wolfgang Jacobsen und Hans Helmut Prinzler (Stuttgart: J.B. Metzler, 1993); The Weimar Republic Sourcebook Hg. mit Martin Jay und Edward Dimendberg (Berkeley and Los Angeles: The University of California Press, 1994); sowie zahlreiche film- und kulturtheoretische Aufsätze.