Zwischen Verzicht und Vorbild: Morphologie, Geschichte und Ästhetik der westlichen Askese
Mit der kontroversen Bezeichnung „Ästhetik der Existenz“ hat Michel Foucault in der letzten Phase seines Schaffens eine Reihe von Subjektivierungspraktiken dargestellt, die auf eine tiefgründliche Veränderung, Konversion und Transformation des Subjektes zielen. Das Subjekt müsse demnach mit Gesten und Praktiken seinem eigenen Leben eine Form geben, als ob es ein Kunstwerk wäre. Oft wurde diese Einstellung als „solipsistisch“ oder sogar als politisch suspekt kritisiert: Ist die „Ästhetik der Existenz“ die späte Erscheinungsform einer dandystischen Haltung? Ist eine solche Position mit einer politischen Praxis vereinbar? Mittels einer systematischen Erfassung einiger paradigmatischer Praktiken, Gruppen und Figuren, die diese „Ästhetik der Existenz“ politisch und/oder antagonistisch verwirklicht haben, wird das Projekt eine „morphologische Kulturgeschichte“ der Askese rekonstruieren, die ihre wichtigsten Etappen in der abendländischen Geschichte nachzeichnet.
Antonio Lucci ist derzeit Projektfellow am Forschungsinstitut für Philosophie Hannover. Im Sommersemester 2016 und Wintersemester 2017/18 hatte er die Professur für Kulturtheorie und kulturwissenschaftliche Ästhetik an der Humboldt-Universität zu Berlin inne. Davor war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität als Postdoc-Forscher am Excellence Cluster Topoi und als Dozent für Medienästhetik an der NABA (Neue Akademie der Künste, Mailand) tätig. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte sind u. a. die Methodologie der Kulturgeschichte, das Posthumane, die Kulturtheorie und -geschichte der Askese sowie die Geschichte der italienischen Philosophie und der Kulturwissenschaften. Zurzeit habilitiert er zum Thema „Askese als Subjektivierungsstrategie“ am Institut für Kulturwissenschaft der HU Berlin.
Publikationen (u. a.): gem. mit Thomas Skowronek (Hg.), Potenzial regieren. Zur Genealogie des möglichen Menschen, Paderborn 2018 (im Druck); gem. mit Andrea Borsari (Hg.), How to do Things with Cultures?, (= Azimuth 8, 2016, Heft 5); Un’acrobatica del pensiero. La filosofia dell’esercizio di Peter Sloterdijk, Rom 2014.
Wenn man an Gartenzwerge denkt, fallen einem unmittelbar sympathische (und kitschige) Gestalten ein, die man mit Märchen und Gartenhäusern in Verbindung bringt. Was wäre aber, wenn diese Figuren eine noch viel engere Verwandtschaft mit den Hauptvertretern der christlich-asketischen Tradition – wie Eremiten und Anachoreten – hätten?