Barbara Clausen
ifk Junior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2004 bis 30. Juni 2005

Dokumente des Ephemeren. Die Kunst der Dokumentation und die Strategie des urbanen Blicks in den Filmen und Performancefotografien von Babette Mangolte



PROJEKTBESCHREIBUNG

Konträr zu ihrer ursprünglich manifestierten aktionistischen und aktivistischen Natur ist die Performancekunst der 1960er und 1970er Jahre durch ihre Reproduktion, Archivierung und Historisierung zu einer klassischen, objekt- und bildhaften Kunstform geworden. Das Festhalten dieser ephemeren Ereignisse – ob Aktion, Happening oder Performance – in stillen oder bewegten Bildern wird zu einem von den ästhetischen Entscheidungen ihrer DokumentaristInnen geprägten Relikt.

Die Metamorphose der Performancekunst von der Straße zum Museum ist im Spannungsfeld ihrer ursprünglichen Performativität und ihrer medialen Repräsentation verankert. In diesem Sinne ist unsere Sichtweise der Performancekunst auf die mediale Inszenierung eines gesellschaftspolitischen Moments rückführbar und dient als visuelles Medium der Konstruktion kultureller Erinnerung. Wieweit stimmt unser Bild, das wir über diese Fotografien erhalten, mit den "eigentlichen" Ereignissen der Vergangenheit überein? Hätten andere Dokumentationen eine andere Geschichte erzählt?

Im Gegensatz zum "erlebten" Blick auf der Straße, im Theater oder im Künstleratelier sind die Spuren dieser Ereignisse in der Fotografie und im Film immer Produkt eines bereits gefilterten visuellen Wechselspiels, die radikal inszenierte Authentizität der Performance durch den Filter des/der FotografIn gebrochen. FotografInnen der Performanceszene der 1960er und 1970er Jahre wie Babette Mangolte, Peter Moore, Gianfranco Gorgoni, Roberta Neiman, Ludwig Hoffenreich oder Kurt Kren entwickelten eine je eigene Bildsprache, in der sie unter anderem ihr eigenes Verhältnis zum Subjekt im Raum darstellten.

Anhand der kunsthistorischen und medientheoretischen Aufarbeitung des Werkes der französisch-amerikanischen Filmemacherin Babette Mangolte gilt es, die Semantik der Performancefotografie und deren Auswirkungen auf die Rezeption der Performancekunst einer genaueren Analyse zu unterziehen. Als eine der Pionierinnen der feministischen Filmbewegung, die vor allem durch ihre Kameraarbeit für die französische Filmemacherin Chantal Akerman bekannt wurde, versuchte Mangolte in ihrer Arbeit eine neue Bildsprache des öffentlichen Raumes zu entwickeln, die den tradierten geschlechtsspezifischen Blickkonstruktionen im Kino entgegentrat. Dabei nimmt das von Mangolte in ihren Performancefotografien und Filmen reflektierte Bild vom New York der frühen 1970er Jahre in Relation zu ihrer Auseinandersetzung mit der Funktionsweise ihrer Rolle als Bildproduzentin und Akteurin im urbanen Raum eine zentrale Rolle der Untersuchung ein.



CV

Mag. phil., Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien



Publikationen

„Man schreibt die Geschichte selbst und ist dafür verantwortlich“, Interview mit Carola Dertnig und Stefanie Seibold, in: Let’s Twist Again, Delphina Verlag, Wien, im Erscheinen; One in a Million: Economies of The Self in Everyday urban life, in: Kat. One in a Million, (herausgegeben gemeinsam mit Christoph Thun Hohenstein) Austrian Cultural Forum, New York 2004; Drawing Languages, in: Kat. Joan Jonas Five Works, Queens Museum of Art, New York 2004; Offensichtliche Verschiebung, in: Kat. Andrea Geyer, Secession Wien, Revolver Verlag, Frankfurt, 2003; In the Realm of Spheres, in Kat.: Thin Skin: The Fickle Nature of Bubbles, Spheres, and Inflatable Structures, Independent Curators International, New York, 2002