Im Leo? – Eskapistische Orte in Realität und Imagination
Im wienerischen Sprachgebrauch bezeichnet Leo jenen Zufluchtsort beim Fangenspielen, wo man nicht abgeschlagen, auf Zeit nicht belangt werden kann. Leo als eskapistischer Ort tritt vielfältig in Erscheinung: Kinder verstecken sich in Wäschekörben, heimlich Liebende finden Rückzug in Stundenhotels, andere tauchen im Darknet unter, wieder andere verlieren sich im Narrenkastl. Die Leo-Forschung arbeitet künstlerisch-experimentell, indem sie selbst Rückzugsorte entwirft und Leos in ihrem Verhältnis zu Gesellschaft, Politik, Würde, Interieur und Komfort analysiert. Dazu drängen sich Fragen auf: Wie verändert sich Gesellschaft, wenn Leos im Sinne von semitransparenten Orten, Halbwelten, Höhlen im öffentlichen Raum verschwinden? Welche Wechselwirkungen zwischen Verstecken und Exponieren schaffen Leos? Gibt es einen klassenspezifischen Unterschied zwischen oberen und unteren Leos? Hat jeder Mensch ein Recht auf Leo?
Barbara Ungepflegt, ausgebildete Kindergarten- und Horterzieherin, Studium der Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Pädagogik in Wien und Pisa. Seit 2010 präsentiert Barbara Ungepflegt ihre Performances, Installationen und Vorträge im In- und Ausland, seit 2017 ist sie Leiterin des Universitätslehrgangs für angewandte Dramaturgie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, seit 2018 PH.D. Researcher an der Kunstuniversität Linz (Betreuer: Robert Pfaller), sie ist Herausgeberin der Kunstzeitschrift IMMERHIN / AFTER ALL und Preisträgerin des Dissident Goddesses Temple Price für ihre Büroinstallation Büro Zimmer Frei. „Kunst ist für sie nicht etwas, das eine illusorische Gegenwelt erzeugt, sondern Kunst ist wirklicher als die Wirklichkeit. (…) Der Raum, in dem sich Ungepflegt dabei bewegt, ist der öffentliche. Ihr wichtigstes Instrument, sie selbst oder besser die Kunstfigur, die sie geschaffen hat.“ (Ferdinand Schmalz über die Performerin Barbara Ungepflegt, Jahrbuch Theater heute 2019). www.barbara-ungepflegt.com
Publikationen und Projekte (u. a.): Bundesministerium für Heimatschmutz und internationale Affären, performative Installation im öffentlichen Raum, Wien 2019; 2017–2020: airpnp – air pause and peep, performative Installation Wien, Kooperation brut Wien, Festival Stuttgart 2020; BÜRO ZIMMER FREI,Installation, Universität für Musik und darstellende Kunst Wien 2016.
In der Sendung des ORF Kulturmontag/ORF/18.1.2021 wird ein Ausschnitt der Videoarbeit CITY KITZLOCH von Barbara (Kremser) Ungepflegt gezeigt. Sie ist derzeit IFK_Artist in Residence.
Vortrag von IFK_Artistin in Residence Barbara Kremser (Ungepflegt) beim Europäischen Soziologen Kongress zum Thema: „How to survive the day? public schnitzel, bus traffic and other escape attempts“ : https://youtu.be/G__sO-YkUqk
Barbara Ungepflegt und Richard Lugner werden eine Entscheidung bezüglich des neuen Namens der Wiener Shopping-Mall demnächst bekannt geben. Ein Pressetermin wird nach Ende des Lockdowns avisiert.
"Zuschauer des eigenen Lebens zu sein, das ist der Weg, um den Schmerzen des Lebens zu entrinnen."(Oscar Wilde)Im Juli zeigen die zwei Dompteusinnen Veronika Merklein und Barbara Ungepflegt gemeinsam mitNora Jacobs, Katrin Wölger und Hendrik Quast
Circus Salto Morale
Durchgang Dr. Karl Lueger Platz 4, 1010 Wien
Konzept: Barbara Ungepflegt
Dolmetsch-Performance: Barbara Ungepflegt, Sophie Willhaben
Kepler SalonRathausgasse 54020 Linz
Leerzeichen unterbrechen Texte, Sitzreihen, Gedanken. Barbara Ungepflegt gibt am 9.1.2023 im Linzer Keplersalon Einblick in ihr „Handbuch der exklusiven Leerzeichen“, ein Kompendium an Fundstücken, die Leerstellen aufweisen: Zahn- und andere Baulücken, der gerichtliche Beschluss ihrer annullierten Ehe, das seit über zwanzig Jahren brennende Loch in der turkmenischen Wüste oder der Blick ins Narrenkastl – immer wieder tauchen Löcher, Lücken und Risse auf.
zellen bewohnen
dürfen
(Ernst Jandl)