Andere Aufklärung. Gegenwartskünste als eigensinnige Interventionen in hegemoniale Sexualdiskurse
Wie ver_lernt man, wie Sex geht? Zwischen der Notwendigkeit sexualpädagogischen Unterrichts und den Angeboten lebenslanger Sexualdidaktik wie Workshops und Ratgeberliteraturen lassen sich diverse implizite Vermittlungen von Sexualwissen und -können ausmachen, die sich in Kunstwerken, Pornographie oder Popkultur äußern. Das Projekt nimmt die spezifischen ästhetischen und epistemischen Verfahren sexualbildender Medien in den Blick und fragt, wie sich innerhalb der Risse konventioneller und an Beherrschungslogiken orientierender Diskurse widerständige, erfinderische und unerhörte Sexualauffassungen artikulieren. Im Mittelpunkt stehen aisthetische Dimensionen der Sexualvermittlung, die Widerfahrnis, Unsicherheit und Verwundbarkeit, aber auch, merkwürdig-lustvolle Überschüsse und einen ethischen Bezug zum Anderen zu betonen. Die 'natürlichste Sache der Welt' wird als präfigurierte, gestaltete und phantasmatisch aufgeladene Sphäre nachvollzogen, die sich als Knotenpunkt hochpolitischer Fragestellungen entpuppt und sinnliche Verhältnisse kritisierbar macht.
Beate Absalon studierte Erziehungswissenschaften und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und Contemporary Art Theory am Department of Visual Cultures der Goldsmiths - University of London. Nach einem vom DAAD geförderten Forschungsaufenthalt in Tokio schloss sie ihren M.A. mit einer Neubestimmung des Verhältnisses von Pathos und Praxis anhand zeitgenössischer Fesselpraktiken ab. Als Lehrende an der HU widmete sie sich u.a. den (audio-)visuellen Repräsentationen des Gebärens, dem experimentellen Umgang mit dem eigenen wissenschaftlichen Schreiben oder der Kulturgeschichte der ,Gesichtsflucht‘, aus der sie interdisziplinäre Symposien und die Diskussionsreihe ‚Gesichtsgespräche‘ an der Schaubude Berlin entwickelte. Sie promoviert an der Kunstuniversität Linz und ist an der Forschungsgruppe ‚Kulturwissenschaftliche Ästhetik und Kulturtheorie‘ der HU assoziiert. Ihre essayistischen Reflexionen über Spielformen kreativer Sexualität erscheinen auf www.luhmendarc.blog.
„Beflügelnde Beschränkung —nicht nur auf Japanisch“, in: Schlagzeilen – SM aus der Szene für die Szene #171, Hamburg, Juli 2019; gem. mit Sebastian Köthe, Tim Sandweg, Katja Spiess (Hg.), „Face-Off. Politiken von Gesicht und Maske“, gem. mit Sebastian Köthe, „'Ask me why I’m wearing a mask'. Zu Ästhetik und Politik der Gesichtsflucht“, gem. mit Claudia Schmölders, „Von Angesicht zu Puppengesicht“, in: double#38, Berlin, 2018; „Hochleistungsonanie. Sexualkunde für junge Männer“, in: Avenue – das Magazin für Wissenskultur#6, Basel, Juli 2018.
Internationales Festival des zeitgenössischen Figuren- und Objekttheaters, Schaubude Berlin. Diesmal unter dem Motto „Kaputt“, unter Mitwirkung von Beate Absalon, derzeit IFK_Junior Fellow.
Im Rahmen der Ausstellung "Radikale Passivität: Politiken des Fleisches" für die nGbK (neue Gesellschaft für bildende Kunst) in Berlin hält IFK_Fellow abroad Beate Absalon den Vortrag »Ich habe mich zum Fressen gern!«. Es geht um Autokannibalismus in der Kunst und die Lust, sich selber zu verspeisen....
Freitag, 16. Oktober 2020, 18:00 Uhr, nGbK, Veranstaltungsraum, 1. OG, Oranienstraße 25, 10999 Berlin
Im Rahmen des Figurentheaterfestivals "Theater der Dinge 2020 - Künstliche Körper" an der Schaubude Berlin (https://schaubude.berlin/de/produktionen/theater-der-dinge-2020 ), wird Beate Absalon, IFK_Fellow abroad 2020/21, das Theorie-Café: Text und Körper moderieren und den Blog www.theaterderdinge.com redaktionell begleiten.
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Sexualität ereignet sich, erzeugt Überschüsse, kreist um Absentes. Sie lässt sich nicht restlos mit biologischen, theoretischen oder identitätspolitischen Kategorien fassen. Wie wird Sexualbildung dem gerecht, wenn sie ihren Gegenstand nicht behandeln will als bloß reproduktiv, obszön oder hedonistisch? Wie wird aufgefangen, was stets durch die Finger rinnt?
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