Die Welt, wie wir sie kennen. Sclaters Sechs-Regionen-Modell und die Biowissenschaften, 1858 bis heute
Die meisten biogeografischen Forschungen basieren heute auf einem 146 Jahre alten Modell, das die Welt in sechs Regionen unterteilt. Diese sogenannten Sclaterian-Regionen wurden ursprünglich von Philip Lutley Sclater auf der Grundlage der globalen Verbreitung von Vögeln vorgeschlagen und anschließend in den Biowissenschaften übernommen. Sie wurden zur Grundlage für die Erforschung der Verbreitung lebender Organismen und waren wiederum Bestandteil eines der umstrittensten wissenschaftlichen Phänomene des 19. Jahrhunderts: der Evolution. Heutzutage halten die meisten Biologen die Existenz der Sclaterian-Regionen für selbstverständlich, doch sie sind das Produkt jahrhundertelanger Klassifikationsarbeit, experimenteller Forschung und Verhandlungen. Kurz gesagt, die Sclaterian-Regionen sind ein mächtiges, aber wenig erforschtes wissenschaftliches Werkzeug von außergewöhnlicher Ausdauer. Brooke Penaloza-Patzak untersucht, wie und warum es in den Sclaterian-Regionen dazu kam, verschiedene Forschungsfelder miteinander zu verknüpfen und hierarchische Vorstellungen über die Herkunft und Entwicklung von Menschen und anderen Tieren zu beleben.
Assoziierte Forscherin am ifk
Brooke Penaloza-Patzak ist eine Historikerin, die sich für die sozialen, materiellen, wirtschaftlichen und ökologischen Aspekte der wissenschaftlichen Praxis und Wissensproduktion interessiert. Derzeit stellt sie ihr erstes Buch mit dem Titel With Objects at Hand. The Rise and Fall of the Natural Science of Human Culture, 1860–1930 fertig. Von 2022–23 war sie Gastwissenschaftlerin am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien und von 2020–2022 am Department for the History and Sociology of Science an der University of Pennsylvania. Ihre Forschung wurde durch Zuschüsse und Stipendien unter anderem vom American Museum of Natural History, der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, dem FWF, dem Max-Plank-Institut für Wissenschaftsgeschichte und der Smithsonian Institution unterstützt. Sie erhielt ihren Doktortitel von der Universität Wien, Abteilung für Geschichte, einen MA in Decorative Arts, Design History, Material Culture vom Bard Graduate Center in New York City und einen BFA mit Schwerpunkt auf Tafelgemälde im byzantinischen Stil vom New York State College of Ceramics.
mit Claudia Wedepohl, »Franz Boas and Aby Warburg: The Complete Correspondence, 1895 to 1928«, in: West 86th. A Journal of Decorative Arts, Design History, and Material Culture 30 (1) (2023): 70–90.
»Scientists and Specimens: Early Anthropology Networks in and between Nations and the Natural and Human Sciences«, in: David McCallum (Hg.), The Palgrave Handbook on the History of the Human Sciences, Singapore: Palgrave Macmillan 2022, 1651–1678, https://doi.org/10.1007/978-981-16-7255-2_104.
»Friends in Deed: Allied in the Interwar Struggle for ‘German’ Science and Art«, in: Academies and World War I: The Aftermath, special issue of Acta Historical Leopoldina 78 (2021): 139–160.
»Capital Collections, Complex Systems: Vienna, Berlin, and Ethnographic Specimen Exchange in Trans-National fin de siècle Scientific Networks«, in: Mitchell Ash (Hg.), Science in the Metropolis,. Abingdon, Oxon: Routledge 2020, 152–171, https://doi-org.uaccess.univie.ac.at/10.4324/9781003104865.
»An Emissary from Berlin: Franz Boas and the Smithsonian Institution, 1887«, in: Museum Anthropology 41 (1) (2018): 30–45, https://doi.org/10.1111/muan.12167.
Most research in biogeography today is based on a 146-year-old model that divides the world into six regions. These so-called Sclaterian regions were originally proposed by lawyer and zoologist Philip Lutley Sclater on the basis of the global distribution of birds, and subsequently adopted by researchers across the life sciences.