Chiara Petrolini
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2022 bis 31. Januar 2023

Wissen, Gewalt und Freundschaft. Die Orientalistik in der frühneuzeitlichen Habsburgermonarchie



PROJEKTBESCHREIBUNG

Im frühneuzeitlichen Europa war der Aufbau von neuem Wissen über die Welt islamischer Kultur keine Geschichte des unaufhaltsamen intellektuellen Fortschritts, sondern viel eher eine Geschichte von Gefahr, Untergrundkontakten, physischer und kultureller Bewegung, und Gewalt. Erste Orientalismen entstanden aus Konflikt, Wahrheit und Propaganda, aus religiösen Krisen und neuen globalen Perspektiven, Sklaverei und Missionierungs-Strategien, und vielen weiteren Elementen. Die Länder der Habsburgermonarchie bieten eine einzigartige Gelegenheit, diese Verwicklungen genauer zu untersuchen. Wie und warum wurde man, so nahe am Osmanischen Reich, Orientalist? Welche Werkzeuge standen zur Verfügung? Wie verbindet sich hier Wissensgeschichte mit einer Geschichte der Gewalt? Ausgehend von dem Hofbibliothekar Sebastian Tengnagel untersucht Chiara Petrolini die Vernetzungen der Orientalistik zwischen Wien, Warschau, Linz und Rom, sowie die Beeinflussung dieser Beziehungen durch das normative Zentrum des Katholizismus.

 



CV

Chiara Petrolini beschäftigt sich mit der Religions- und Geistesgeschichte des frühneuzeitlichen Europas (16.–17. Jahrhundert), insbesondere mit religiöser Konversion, Paolo Sarpi und Tommaso Campanella. Sie hat Philosophiegeschichte an der Scuola Normale Superiore und dem Istituto Nazionale di Studi sul Rinascimento in Florenz studiert, und dann an Universitäten in Verona, Macerata, Padua und Bologna gearbeitet, sowie zuletzt an der Universität Wien an einem Projekt über den Hofbibliothekar und Orientalisten Sebastian Tengnagel. Gefördert wurde ihre Forschung u.a. durch Fellowships an der École Normale Supérieure in Paris, dem Warburg Institute in London, dem Deutschen Historischen Institut in Rom und der Folger Shakespeare Library in Washington, DC.



Publikationen

Sacre metamorfosi: racconti di conversioni di infedeli e pagani a Roma (XVII–XVIII secolo), Rome 2022 (forthcoming); with Vincenzo Lavenia and Sabina Pavone (eds.), Compel People To Come In. Violence and Catholic Conversions in the Non-European World, Rome 2018; with Hülya Çelik, »Establishing an Orientalium linguarum Bibliotheca in 17th-century Vienna: Sebastian Tengnagel and the trajectories of his manuscripts«, in: Bibliothecae 10.1 (2021), pp. 175–231; »Vienna e l’Oriente. Le lettere di Sebastian Tengnagel e Pietro Della Valle«, in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken, 100.1 (2020), pp. 359–373.



10 Oktober 2022
18:15
  • Lecture
IFK & IFK@Zoom
Chiara Petrolini

ERUDITION AND VIOLENCE. SEBASTIAN TENGNAGEL (1563–1636), LOOTED MANUSCRIPTS, AND PRISONERS OF WAR

Early modern Europe saw new knowledge about the Islamicate world arise at the same time that disruptive conflicts were occurring in religious and broader cultural contexts. But what is the interplay between these developments?

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