Kingston University London
»Wenn der Gegenstand lacht ...«. Stil und Wahrheit in Marx’ journalistischem Frühwerk
Die Dissertation untersucht den Begriff des Stils, den Karl Marx im Zuge seiner Auseinandersetzung mit der preußischen Zensur der 1840er-Jahre entwickelt, und geht seinen Implikationen nach. Der Stil ist hier ein wiederkehrender Streitpunkt, in dem sich ästhetische, politische und philosophische Konfliktlinien schneiden. Während die Zensur eine »Untersuchung der Wahrheit« trotz einer Vorschrift des Stils für möglich ausgibt, setzt diese Vorschrift für Marx die Wahrheit aufs Spiel. Die Stilvorschrift verletze das Recht von Subjekt und Objekt auf eine Veränderung des Stils nach ihrem jeweiligen Charakter: Ein immer ernsthafter Stil, wie ihn die Zensur fordert, könne einem lachenden Gegenstand nicht gerecht werden. Ausgehend von Marx’ Zensurkritik lässt sich der Stil als Austragungsort eines Streits zwischen Subjekt und Objekt denken, der mit jeder Untersuchung ausbricht und nur auf Kosten ihres Wahrheitsbezugs durch eine Vorschrift geschlichtet werden kann.
Christiane Heidrich promoviert in Philosophie an der Universität für angewandte Kunst Wien zum Stilbegriff im journalistischen Frühwerk von Karl Marx. Sie studierte Bildende Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien. Neben dem Doktoratsstudium schreibt sie Gedichte und ist als Übersetzerin tätig. Ihr Debüt Spliss erschien 2018 bei kookbooks, und ihre Gedichte wurden ins Tschechische, Ungarische, Französische und Englische übersetzt. Zusammen mit Mathias Kropfitsch übersetzte sie Slavoj Žižeks Buch Incontinence of the Void aus dem Englischen ins Deutsche. Ihre literarische Arbeit wurde unter anderem durch ein Literaturstipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg, ein Aufenthaltsstipendium am Literarischen Colloquium Berlin und ein Startstipendium für Literatur des österreichischen Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport gefördert.
Spliss. Gedichte, Berlin 2018; als Übersetzerin, gem. mit Mathias Kropfitsch, Slavoj Žižek: Der Exzess der Leere. Ökonomisch-philosophische Notizen zu Sexualität und Kapital, Wien 2020.
»Der letzte Artikel ist in grobe und, wenn man will, rohe Farben getaucht. Wer unmittelbar und häufig die rücksichtslose Stimme der Not in der umgebenden Bevölkerung vernimmt, der verliert leicht den ästhetischen Takt, welcher in den feinsten und bescheidensten Bildern zu sprechen weiß …« (Rheinische Zeitung, 15. Januar 1843)