Wissen im Quadrat. Zur Epistemologie einer grundlegenden Form
Ausgangspunkt dieses Projektes ist die ebenso historisch-empirische wie technisch-gestalterische Beobachtung, dass in unserer Kultur wesentliche Produktions-, Vermittlungs- und Rezeptionsprozesse des Wissens durch/an/mit rektanguläre/n Formen erfolgen: von Bildern, Karten, Tafeln, Rastern und (Schau-)Fenstern über Schreibtische, Papiere und Bücher bis zu Spielflächen, Planquadraten, Bühnen und Bildschirmen. Dazu verbindet das Projekt eine materialorientierte Medienwissenschaft mit einer wissensgeschichtlich interessierten Designforschung. Ziel ist es, exemplarische Szenarien der Rektangularisierung zu identifizieren, um daran jene Momente und Mechanismen zu untersuchen, die ihnen epistemische Relevanz verliehen haben. So sollen Formen nicht als bloße Fassaden, Hüllen oder Container verstanden werden, die Ästhetisierungsprozesse bedienen oder Konsumerfolge versprechen, sondern wortwörtlich als Rahmenbedingungen: Indem sie formatieren, was mit ihnen un/möglich ist. Gleichzeitig könnten sie zu Vorgeschichten einer aktuellen Tendenz werden, durch die Technologien ihre Gehäuse verlassen, um sich als mediale Umwelten auszubreiten.
Seit 2012 ist Christof Windgätter Professor für Medientheorie an der University of Europe for Applied Sciences, Campus Berlin, Department Art & Design und seit 2020 Forschungsmitglied am Exzellenzcluster Matters of Activity – Image Space Material an der Humboldt-Universität zu Berlin. Als studierter Philosoph und Germanist wurde er in den Fächern Kulturwissenschaften/Medientheorien an der Humboldt-Universität promoviert. Von 2007 bis 2009 ging er als Postdoctoral Research Fellow ans Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin sowie 2009 als Fellow an die Akademie Schloss Solitude in Stuttgart. Anschließend war er Stipendiat der Kulturabteilung der Stadt Wien (Referat Wissenschafts- und Forschungsförderung), Lehrbeauftragter am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien, Dozent im Masterstudiengang Communication Design an der Hochschule der Künste Bern und Gastprofessor an der Leuphana Universität Lüneburg (Institut für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien).
In seiner Habilitationsschrift hat er sich mit gestalterischen Strategien zur Markenbildung in den Wissenschaften beschäftigt.
Seine Arbeitsschwerpunkte sind Theorie und Geschichte medialer Infrastrukturen, Epistemologien des Visuellen in Wissenschaft, Kunst und Alltag, Prozeduren und Politiken des Zeigens, Designpraktiken in modernen Wissenskulturen.
Homepage: http://christofwindgaetter.de/
gem. mit Gottfried Schnödl (Hg.), »Hautlichkeit«. Oberflächen in Wissenschaft und Design, Berlin 2021; »Was war Theorie? Zur Eskalation von Praxis in Geistes- und Kulturwissenschaften«, in: Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie, Bd. 5, Berlin/Boston 2019, S. 67–85; gem. mit Claudia Blümle und Claudia Mareis (Hg.), Visuelle Zeitgestaltung (= Bildwelten des Wissens, Bd. 15), Berlin/Boston 2019; gem. mit Claudia Mareis (Hg.), Wild Thing. Unordentliche Prozesse in Design und Wissenschaft, Berlin 2018; Wissenschaft als Marke. Schaufenster, Buchgestaltung und die Psychoanalyse, Berlin 2016.
Zeitgenössische Mobilitätsvisionen tendieren zum Auto-Automobil. Dabei soll die Steuerung vom Fahrer zum Fahrzeug übergehen, das seine Fahrweisen selbst bestimmt. Eine Verschiebung, die auch die Menschenbilder der Autoindustrie sowie die Subjektivierungsweisen der Fahrzeuginsassen nicht unberührt lässt.