»Remittances« als transnationale Praxis der Partizipation zwischen Österreich und der Türkei
Wenn Menschen migrieren, teilen sie ihren Lohn oft mit ihrer Familie im Herkunftsort. 2019 sendeten Migrant*innen weltweit über 700 Milliarden Dollar dieser sogenannten Remittances – mit umfassenden Auswirkungen auf die involvierten Menschen und Regionen. In seinem Dissertationsprojekt untersucht Claudius Ströhle die Effekte, Funktionen und Bedeutungen von Remittances im Zuge der Arbeitsmigration zwischen Österreich und der Türkei von den 1960er-Jahren bis heute. Remittances werden dabei als transnationale Praxis der Partizipation und Zugehörigkeit verstanden, welche soziale Beziehungen aufbaut und sozialen Wandel auslöst. Anhand einer dreijährigen ethnografischen Feldforschung in verschiedensten sozialen und geografischen Orten im Stubaital (Österreich) und der Provinz Uşak (Türkei) gibt die Arbeit überraschende, vielschichtige und tiefe Einsichten in Geschichte und Gegenwart von Migration aus der Perspektive der handelnden Akteur*innen.
Claudius Ströhle studierte Europäischen Ethnologie in Innsbruck und Istanbul. In seiner Masterarbeit beschäftigte er sich mit der Bedeutung von Migration im Schulalltag in einer Neuen Mittelschule in Tirol, Österreich. Von 2016 bis 2020 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie an der Universität Innsbruck. Im Zuge eines Lehrforschungsprojektes in Kooperation mit dem Stadtmuseum Innsbruck gestaltete er gemeinsam Silke Meyer und BA-Studierenden die Ausstellung „Fortgehen und Heimatfinden. Innsbrucker Migrationsgeschichten“. Seine Dissertation schreibt er innerhalb des Forschungsprojektes „Follow the Money. Remittances as Social Practice“ (gefördert vom FWF) über die Effekte, Funktionen und Bedeutungen von Remittances (Rücküberweisungen) im Kontext der Arbeitsmigration zwischen Österreich und der Türkei.
gem. mit Silke Meyer (Hg.), Remittances as Social Practices and Agents of Change. The Future of Transnational Society, New York 2023; »›When you win, you are a German, when you lose, you are a foreigner‹. Claiming position beyond the meritocratic and discriminatory migration discourse«, in: Brigitte Bönisch-Brednich et al. (Hg.), Migrant Narratives–Moving Stories. Modalities of Agency, Collectivity and Performativity, London 2023; Migrationsschule. Wie SchülerInnen lernen zwischen Uns und den Anderen zu unterscheiden (= Bricolage Monografien. Innsbrucker Studien zur Europäischen Ethnologie 1), Innsbruck 2017.
Wenn Menschen migrieren und andernorts Geld verdienen, teilen sie ihren Lohn oftmals mit ihrer Familie im Herkunftsort. Diese sogenannten Remittances haben vielfältige Effekte auf die handelnden Menschen und involvierten Regionen. Welche Rolle spielen die Transfers im Kontext der Arbeitsmigration zwischen Österreich und der Türkei?