Literatur/Sprache und künstlerische Forschung
Künstlerische Forschung hat sich zunächst im Rahmen von Künstlerausbildungen in anglophonen Ländern und Skandinavien formiert und macht seit nunmehr bald eineinhalb Jahrzehnten auch im deutschsprachigen Raum Karriere. In den Anfängen zentrierte sie sich um Visual Arts, mittlerweile jedoch beteiligen sich nahezu alle künstlerischen Disziplinen an der Profilierung der Artistic Research, vom Design über das Theater und den Film bis hin zu Musik und Tanz – die Literatur aber ist nicht mit dabei. Das hat primär institutionelle Gründe. Zwar ermöglicht das Fach „Creative Writing“ eine schriftstellerische Ausbildung, doch in den USA und Groβbritannien ist es traditionell an den English Departments und nicht an Kunstakademien lokalisiert.
Corina Caduff geht der Frage nach, wie Belletristik in Bezug auf künstlerische Forschung zu denken ist, wie sie sich in das bestehende Debattenfeld integrieren lieβe, und sie untersucht darüber hinaus, welche Funktion der nichtkünstlerischen Sprache im Diskursfeld der künstlerischen Forschung bislang zukommt.
Corina Caduff ist Kultur- und Literaturwissenschafterin und seit 2004 Professorin an der Zürcher Hochschule der Künste / Institut für Theorie. Sie hat Germanistik studiert und 1991 zu Elfriede Jelinek promoviert. 2001 erfolgte die Habilitation an der TU Berlin. Aufenthalte als Gastwissenschafterin u. a. an der University of Chicago, Humboldt-Universität zu Berlin, Universität Amsterdam, Zentrum für Literaturforschung Berlin. Tätigkeit als Literaturkritikerin. Arbeitsschwerpunkte: Gegenwartsliteratur; Artistic Research; Verhältnis der Künste; Tod und Sterben.
Gem. mit Ulrike Vedder (Hg.), Gegenwart schreiben. Zur deutschsprachigen Literatur 2000–2015, München 2017; Szenen des Todes. Essays, Basel 2013; Kränken und Anerkennen. Essays, Basel 2010; gem. mit Tan Wälchli und Fiona Siegenthaler (Hg.), Art and Artistic Research, Zürich 2010; gem. mit Sabine Gebhardt Fink, Florian Keller, Steffen Schmidt, Die Künste im Gespräch: Zum Verhältnis von Musik, Kunst, Literatur und Film, München 2007.
Corina Caduff war im Sommersemester 2017 IFK_Gast des Direktors. Im August 2017 erschien von ihr "Wozu Vergänglichkeit? Elf Gespräche über Atome, Tod und schwarze Löcher". Die Gespräche dieses Bandes zeigen: Vergänglichkeit macht nicht nur traurig, sondern sie garantiert auch Innovation, sie treibt uns zu immer neuen Leistungen an, sie macht uns erfinderisch, sie hält uns lebendig.
Künstlerische Forschung/Artistic Research macht seit Jahren auch im deutschsprachigen Gebiet eine anhaltende Karriere, und zwar diskursiv, institutionell sowie auch förderpolitisch. Sie bewegt sich konstitutiv zwischen Theorie und Praxis und stellt dabei ihr wissenschaftlich-künstlerisches Selbstverständnis auf den Dauerprüfstand.