Bewegte Objekte, umkämpfte Geschichten. Die Sammlung Frobenius aus Westafrika (1907–09)
Ethnologische Museen und ihre kolonialen Verstrickungen sind derzeit Gegenstand hitziger Debatten. Aufgrund ihrer historischen Sammel- und Repräsentationspraxis stellt sich die Frage, wie ethnologische Sammlungen heute, jenseits kolonial geprägter, eurozentrischer Fremdzuschreibungen, präsentiert werden können.
Am Beispiel einer bisher unerforschten Sammlung aus Westafrika, die der bekannte Ethnologe Leo Frobenius Anfang des 20. Jahrhunderts erworben hat, soll eine vertiefende Auseinandersetzung mit dieser Frage unternommen werden. Dafür soll die Sammlung im ersten Schritt „entpackt“ und entlang ihrer „Objektbiografien“ historisch aufgearbeitet werden, um schließlich aus heutiger Perspektive unter Einbeziehung aktueller postkolonialer Fragestellungen analysiert zu werden.
Ziel ist es, anhand eines spezifischen Fallbeispiels einen fundierten Beitrag zur Erforschung westafrikanischer Sammlungen aus dem frühen 20. Jahrhundert zu leisten und neue Strategien des Umgangs mit ethnologischen Museumsbeständen zu entwickeln.
Cécile Bründlmayer studierte Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien mit Schwerpunkt auf Museumstheorie und bildender Kunst. Sie war mehrere Jahre als kuratorische Assistentin für Sonderausstellungen sowie im Zuge der kompletten Neukonzeption und Neueinrichtung der Dauerausstellung am Weltmuseum Wien tätig. Danach arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin am Humboldt Forum in Berlin mit dem Arbeitsschwerpunkt Postkolonialismus. Seit 2019 ist sie Dissertantin am Kunsthistorischen Institut, Abteilung Kunst Afrikas, der Freien Universität Berlin.
„Objects in Motion: Recontextualizing Symbolic Significance in Leo Frobenius' Collection from Mali", in: Bénédicte Savoy, Felicity Bodenstein, Merten Lagatz (Hg.*innen), Translocations. Histories of Disclocated Culural Assets, Bielefeld 2021; “’Out of Context’ - Translocation of West African Artefacts to European Museums: The Case of the Leo FrobeniusCollection from Mali”, in: Samuel Bachmann, Zainabu Jallo (Hg.*innen), Material Culture in Transit (erscheint 2021); „Endstation Restitution? Wie das Humboldt Forum mit seinem kolonialen Erbe umgeht“, in: (Hg.), Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Humboldt Forum Zeitung, Ausgabe 4; Christian Schicklgruber (Hg.), Weltmuseum Wien (Co-Autorin, Ausstellungskatalog), Wien 2017; „Tales from the contact zone. On collaborative work between European museums and members of source communities“, in: Beatrix Hoffmann und Karoline Noack (Hg.), Potentials of Museum-Ethnology: Aparai-Wayana and other indigenous groups of the Guyanas as reflected in museum collections, Bonn 2017, S. 205–223; „Gottheit, Museumsstück oder beides? Zur Wahrnehmung hindubuddhistischer Götterbilder im Kontext der Kumbheśvara-Tempelanlage und des Patan-Museums in Nepal“, in: Archiv Weltmuseum Wien 61–62, Wien 2013, S. 95–117.
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Ethnologische Museen und ihre Verstrickungen mit der europäischen Kolonialgeschichte sind derzeit Gegenstand hitziger Debatten. Angesichts ihrer problematischen Sammel- und Repräsentationspraxis stellt sich die Frage, wie mit ethnologischen Sammlungen heute, jenseits kolonial geprägter, eurozentrischer Sichtweisen, umgegangen werden soll.
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