Die deutschen Übersetzungen der russischen Dichtung in der DDR und woanders: eine vergleichende Studie
In den letzten Jahrzehnten haben einige Forschungen die politischen Aspekte des Literaturübersetzens analysiert. Es ist dennoch gar nicht klar, welche politischen Verhältnisse oder Hierarchien eine gegebene Übersetzung verkörpern oder konstituieren mag. Einige Forscher meinen, das Übersetzen unterstütze die Hegemonie der Kultur der Ausgangssprache in Bezug auf jene der Zielsprache, während andere behaupten, es sei genau umgekehrt. Es gibt überdies Autoren, die dem Übersetzen das Vermögen zuschreiben, eher interkulturelle Kommunikation und Solidarität als asymmetrische Machtverhältnisse zu begründen.
Das Ziel des Projekts ist, diese wie auch andere Theorien zu prüfen, indem die deutschen Übersetzungen der russischen Dichtung in der DDR mit den in den anderen deutschsprachigen Ländern Herausgegebenen verglichen werden. Die letzteren Übersetzungen werden als eine Art Kontrollgruppe und die ersteren als Versuchsgruppe behandelt werden, um die Relevanz des sowjetischen politischen Einflusses für die Praxis des Literaturübersetzens in der DDR zu untersuchen.
Daniil Aronson studierte Philosophie an der Higher School of Economics in Moskau und promovierte mit einer Arbeit zu Kants Rechtsphilosophie. Seit 2015 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am RAS Institute of Philosophy. Seine Interessen liegen im Bereich der Philosophie Kants und Hannah Arendts, der Geschichte der modernen Rechtsstaaten und der Geschichte der Übersetzungstheorien.
Publikationen (u. a.:): „Filosofiya bez umozreniya: kantovskij otvet Enesidemu“, in: Istoriko-filosofskij ezhegodnik 2016, Moskau 2016, S. 118‒144; „Svoboda i prinuzhdenie: kantovskoe obosnovanie ponyatiya prava“, in: Vestnik RGGU 132 (2014), Heft 10, S. 17‒25; „Sposobnost' suzhdeniya i ee svyaz' s politicheskoj otvetstvennost'yu“, in: Hannah Arendt, Otvetstvennost'i suzhdenie, Moskau 2013, S. 7‒24.
Modern understanding of translation as mediation between cultures is coeval with nation-state politics. The Soviet Union, however, never conceived of itself as a nation-state, which led to interesting peculiarities in the practice of literary translation.