Das Bild des Herrschers im Audioformat. Mechanismen der Übersetzung
Das Problem der Zusammenführung von Herrscherperson und Übertragungstechnik steht im Mittelpunkt des Projekts. Unter welchen sozialen und technischen Bedingungen wird die Figur des Herrschers ins Tonformat übersetzt? Zwei einschlägige Recherchen sind dieser zentralen Fragestellung zugeordnet: 1) Wie werden soziale Hierarchien diversen Ursprungs im geteilten Medienraum ab- bzw. neu gebildet: Wer spricht zuerst und wer ist der letzte Sprecher? Welche Typen der Herrscher sind gezwungen bzw. nicht gezwungen, über die Tonmedien mit dem Volk zu kommunizieren? 2) Welche kollektiven Erwartungen werden an die Qualität der Herrscherstimme gestellt? Macht es einen Unterschied, ob der Herrscher sein Volk mit einer krächzenden, piepsenden oder stotternden Stimme anspricht? Wie sieht mithin die Wechselbeziehung zwischen sozialen Rollen und akustischen Merkmalen der Stimme aus?
Dr. habil. Dmitri Zakharine ist unabhängiger Wissenschaftler, der gegenwärtig an der Universität Freiburg und der Tanzkunstakademie St. Georgen lehrt. Nach dem Studium von slawischen und romanischen, sowie klassischen und germanischen Sprachen in Russland und Deutschland, erfolgte die Promotion zum Dr. in der Russischen Philologie an der Lomonossow-Universität Moskau, danach die Habilitation in den Fächern Kultursoziologie und Neuere Geschichte an der Universität Konstanz. Seine Hauptarbeitsgebiete sind Nonverbale Kommunikation und Tonmedien. Zakharine ist Autor von vier Büchern und Herausgeber von fünf Sammelbänden, die den linguistischen, soziologischen und historischen Themen gewidmet sind.
gem. mit Kirill Postoutenko (Hg.), „Secondary Orality in Modern Russian Culture: Language, Cinema and Politics“, in: Russian Journal of Communication, Volume 8 (2016), S. 1–213; gem. mit Nils Meise (Hg.), Electrified Voices. Medial, Socio-Historical and Cultural Aspects of Voice Transfer, Göttingen 2013; Von Angesicht zu Angesicht. Der Wandel direkter Kommunikation in der west- und osteuropäischen Neuzeit, Konstanz 2005.
Während mehr als die Hälfte der menschlichen Kommunikation nonverbal ist, macht vor allem der Tonfall die Sinnhaftigkeit von Botschaften aus. Welche Erwartungen stellt man an die Qualität der Stimme und die Artikulation eines Staatsoberhaupts? Und wie kulturbedingt ist die Korrelation zwischen sozialem Status und Tonhöhenverlauf?
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