Zoologischer Garten in Berlin
estermann@ifk.ac.at
Der Begriff des Selbstbewusstseins in der vergleichenden Psychologie des 20. und 21. Jahrhunderts
Die Frage danach, ob und in welchem Umfang nichtmenschliche Tiere (im Folgenden „Tiere“) über Selbstbewusstsein verfügen, versuchte Gordon Gallup Jr. bei Schimpansen mithilfe des Spiegelexperiments zu beantworten. Während diese und andere Tierarten regelmäßig den Spiegeltest bestehen, gibt es ungeachtet dessen Dispute über die Aussagekraft des Experiments und vergleichbarer Experimente. Ausgehend von der These, dass der Grund hierfür in einer fehlenden begrifflichen Präzisierung von „Selbstbewusstsein“ liegt und nicht in etwaigen Unzulänglichkeiten der angewandten Methoden, untersucht Fabian Estermann in seiner Dissertation die verschiedenen Verwendungsweisen des Begriffs „Selbstbewusstsein“, die den jeweiligen Experimenten zugrunde liegen. Sein Ziel ist es, aufzuzeigen, welche Auswirkungen unterschiedliche begriffliche Auffassungen des Forschungsgegenstandes auf die Entwicklung geeigneter Experimente und die Interpretation der Untersuchungsergebnisse haben.
Fabian Estermann studierte Philosophie und Soziologie an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Forschungsschwerpunkt in seiner Magisterarbeit war das Leib-Seele-Problem – ein Thema, das ihn in Teilen auch noch in seiner Dissertation beschäftigt. Nach seinem Studienabschluss im Jahr 2012 arbeitete er u.a. in der Stiftung Bürger für Bürger und bei Quifd – Agentur für Qualität in Freiwilligendiensten. Als Freiberufler unterstützte er zudem Träger von Freiwilligendiensten bei ihrer Zertifizierung. Zuletzt war er an der Humboldt-Universität zu Berlin als Fremdsprachensekretär tätig. Seine Dissertation schreibt Fabian Estermann am Institut für Kulturwissenschaft der HU Berlin.
Die Fähigkeit zur Selbsterkennung im Spiegel wird oftmals als Indiz für ein vorhandenes Selbstbewusstsein beim betreffenden Tier gewertet. So werden immer mehr Arten dem sogenannten Spiegelexperiment unterzogen, um einem etwaigen Selbstbewusstsein auf die Spur zu kommen. Doch kann das Experiment leisten, was sich Forschende versprechen?