Fiona Wachberger
ifk Junior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2024 bis 30. Juni 2025

»A Place of Rage«. Weibliche Gewaltfantasien in der Kriminalliteratur der Gegenwart



PROJEKTBESCHREIBUNG

Über fiktive weibliche Gewalt nachzudenken bedeutet, nach den Gewaltfantasien einer Gruppe von Menschen zu fragen, die historisch betrachtet einer erschreckenden Kontinuität von Gewalt ausgesetzt war, und die, was den Umgang mit Gewalt und Verteidigung betrifft, in einer tödlichen Unwissenheit und Wehrlosigkeit gehalten wird. Elsa Dorlins Philosophie der Selbstverteidigung folgend beginnt das Politische in der Intimität der Fantasie, in der Art und Weise, wie Gewalt imaginiert wird, an dem Ort, den die Dichterin June Jordan «a place of rage» nennt. Die Kriminalliteratur der Gegenwart kann solch ein Ort sein, an dem Widerstände ausgedacht und eingeübt werden. Fantasien, die imaginäre Gegengewichte bilden zur Vorstellung von Frauen als verfügbare und verwundbare Körper. Diese Formen von Widerstand müssen als mehr als ein Begehren nach Selbstermächtigung gedeutet werden – es geht um das Einfordern einer neuen Realität und eine Veränderung in den Koordinaten des Möglichen und Denkbaren.



CV

Fiona Wachberger ist Doktorandin in Literatur- und Kulturtheorie an der Universität Tübingen und Teil des deutsch-französischen Graduiertenkollegs »Neue kritische Theorien und dezentralisierte Epistemologien« der Université Toulouse II Jean Jaurès. Nach einem Studium in Philosophie, Hermeneutik und Politologie an der Universität Zürich und der Zeppelin Universität untersucht sie in ihrem Dissertationsprojekt weibliche Gewaltfantasien in der Kriminalliteratur der Gegenwart als Orte des Widerstands und des Begehrens. Seit dem Frühjahr 2022 lehrt sie politische Philosophie am Philosophischen Seminar der Universität Luzern, wo sie auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig war. Ihre Forschungsinteressen gelten der Inszenierung und Verhandlung von Gewalt und Geschlecht in unterschiedlichen Medien und der kulturphilosophischen Erforschung und Erschließung von Widerstands- und Selbstverteidigungspraktiken.

 



Publikationen

»Fantasie femminili di violenza e autodifesa in Mulheres Empilhadas di Patrícia Melo«, in: Simona Feci und Laura Schettini (Hg.), L’autodifesa delle donne Pratiche, diritto, immaginari nella storia. Roma: Viella Libreria Editrice, 2024, S.129–141.

»Mörderinnen: Motiv und Geschlechtervorstellungen in der Kriminalliteratur. Ein deutsch-polnischer Vergleich am Beispiel von Olga Tokarczuks Der Gesang der Fledermäuse (2009) und Stephan Ludwigs Zahltag (2020)«, in: Wolfgang Brylla und Maike Schmidt (Hg.), Der Frauenkrimi in Ost und West. Diskursive Verhandlungen einer Subgattung, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht Verlage 2023, S. 333–349.

23 Juni 2025
18:15
  • Lecture
ifk Arkade & ifk@Zoom
Fiona Wachberger

Fantastisches Begehren. Weibliche Gewaltfantasien im zeitgenössischen Kriminalroman

Der Vortrag geht am Beispiel von Patrícia Melos Gestapelte Frauen (2019) weiblichen Gewaltfantasien in der Kriminalliteratur der Gegenwart nach und untersucht das Begehren, das sich in und mit der Gewalt zeigt, in seiner kulturwissenschaftlichen und politischen Bedeutung. Melos Schreiben ist ein Akt des Widerstands gegen die in der Kriminalliteratur herrschende Norm der wehrlosen Weiblichkeit.

>