Gernot Tscherteu
ifk Junior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 1995 bis 15. Dezember 1995

Zur narrativen Dimension von Hypermedia



PROJEKTBESCHREIBUNG

Meine am IFK durchgeführte Forschungsarbeit spiegelt die Entstehung eines neuen Forschungsgebietes wider, das als Interaktionsforschung, als Human-Computer Interaction, als Interface Design oder ähnlich bezeichnet wird. Es handelt sich um ein hochgradig interdisziplinäres Feld, in dem die Anwendbarkeit der Computertechnologie durch den Menschen sichergestellt werden soll. In diesem Feld kooperieren nicht nur Wissenschaften aller Richtungen miteinander – von der Informatik über die Psychologie zur Literaturwissenschaft -, sondern auch die Künste (Medien- und Designkünste) und schließlich die Industrie, die in der Benutzerfreundlichkeit von technischen Artefakten einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil erkannt hat. Ziel meiner eigenen Forschungsarbeit ist es, die Paradigmen Interaktion, Artefakt und Interface auf verschiedene kulturelle Techniken anzuwenden, mit denen Wissen produziert, erinnert und weitergegeben wird. Es werden technische Perspektiven und Fragestellungen in die Kulturwissenschaften eingeführt. Im Mittelpunkt meines Interesses stehen dabei der Werkzeug- bzw. Medienaspekt mündlicher Dichtung, verschiedene Formen von Schriftlichkeit bis hin zum Buch, und natürlich eine Reihe von Computeranwendungen, allen voran Hypermedia. Für jedes Medium soll gezeigt werden, wie es durch die ihm eigene Virtualität bestimmte Formen des Denkens und Reflektierens sowie Kommunizierens erzeugt und dadurch zu einem dominanten Faktor für die jeweilige Kulturentwicklung wird. Im Idealfall soll meine Arbeit ein Beitrag zum sinnvollen Einsatz des Computers in der Forschung und zu ihrer medialen Verknüpfung mit anderen Bereichen der Gesellschaft sein.

Die Zusammenarbeit mit Thomas Levin und den Kolleginnen und Kollegen seines Seminars brachte mich darauf, den Begriff "Virtualität" erneut zu betrachten und für meine Arbeit nutzbar zu machen. Die Seminardiskussionen basierten auf Textkritiken und wurden sehr lebhaft geführt, sodaß die verschiedenen Meinungen offen zu Tage traten. Von Levin, der sich intensiv mit der Geschichte der perspektivischen Malerei, der Fotografie und des Kinos beschäftigt hat und er sich von daher dem Begriff der Virtualität nähert, bekam ich eine Reihe wichtiger Impulse und neuer Blickwinkel für meine Arbeit. Ich bin in diesen drei Monaten als Junior Fellow des IFK ein ganz großes Stück bei der Ausformulierung meiner Forschungsarbeit weitergekommen und bedanke mich für das produktive Umfeld, das von Thomas Levin, den Kolleginnen und Kollegen des Seminars und vom IFK geschaffen wurde.



CV

Gernot TSCHERTEU, Mag., geb. 1965, studierte Politikwissenschaft und Kommunikationstheorie in Wien; ist derzeit Dissertant am Institut für Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsforschung.