Imaginationen der Materie – Gaston Bachelard und die bildendenden Künste seiner Zeit
Der französische Epistemologe und Poetologe Gaston Bachelard hat in der letzten Phase seines Lebens intensive Kontakte zu Künstlerinnen und Künstlern seiner Zeit gepflegt und viele ihrer Werke mit kürzeren oder längeren Reflexionen begleitet, die in Künstler-Bücher oder in Ausstellungsbroschüren eingingen. Das Projekt befasst sich mit diesen Texten. Es gliedert sich dabei in zwei Teile. Der erste Teil beinhaltet eine Übersetzung der Gesamtheit dieser Texte. Der zweite Teil besteht aus einem Essay, in dem versucht wird, die charakteristische Machart dieser Texte zu bestimmen, die weder kunsthistorischer noch kunstkritischer Natur sind, sondern ein drittes Genre begründen. Thematisch kreisen sie um die Materialität und Medialität der Werkzeuge und der sie führenden Hand; die Eigenwertigkeit der Farbe und der anderen bildnerischen Materialien; und die Präsenz des Arbeitsprozesses im Werk, sein Vollzug.
Hans-Jörg Rheinberger studierte Philosophie, Linguistik und Biologie in Tübingen und in Berlin. Nach Stationen als Molekularbiologe am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin und als Wissenschaftshistoriker am Institut für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte in Lübeck sowie an der Universität Salzburg war er von 1996 bis 2014 Direktor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Geschichte und Epistemologie der Lebenswissenschaften, die Geschichte und Epistemologie des Experiments sowie die Beziehungen zwischen den Wissenschaften und den Künsten. Er ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina sowie der Académie Internationale de Philosophie des Sciences, Honorarprofessor für Wissenschaftsgeschichte an der TU Berlin und Ehrendoktor der ETH Zürich. Er lebt und arbeitet in Berlin-Charlottenburg.
Spalt und Fuge. Eine Phänomenologie des Experiments, Berlin: Suhrkamp 2021 / Split and Splice, The University of Chicago Press, Chicago 2023.
mit Staffan Müller-Wille, Vererbung. Geschichte und Kultur eines biologischen Konzepts, Frankfurt am Main: Fischer 2009 / A Cultural History of Heredity, The University of Chicago Press, 2012.
Historische Epistemologie zur Einführung, Hamburg: Junius Verlag 2007 / On Historicizing Epistemology. An Essay, Stanford: Stanford University Press 2010.
Epistemologie des Konkreten. Studien zur Geschichte der modernen Biologie, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006 / An Epistemology of the Concrete, Durham and London: Duke University Press 2010.
Toward a History of Epistemic Things. Synthesizing Proteins in the Test Tube, Stanford: Stanford University Press 1997 / Experimentalsysteme und epistemische Dinge, Göttingen: Wallstein 2001.
In seinem Projekt befasst sich Hans-Jörg Rheinberger mit den Texten, die Gaston Bachelard in seiner Pariser Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zu Werken von Künstlerinnen und Künstlern geschrieben hat.