Über die allmähliche Professionalisierung des Dilettantismus beim Schreiben. Theorie und Praxis
Nach dem vor allem internationalen Erfolg des Romans Pollaks Arm (2021) stellte sich die Frage, ob sich das Verfahren, auf der Basis historischer Recherche in fiktiven Dialogen eine historische/kunsthistorische Frage zu eruieren, nicht auch auf ein anderes Thema anwenden lässt, und damit verbunden die Frage, wie weit sich historische Erkenntnis mit literarischen – im Gegensatz zu wissenschaftlichen – Mitteln erlangen und vermitteln lässt.
Schauplatz ist wiederum Rom. Zeitpunkt des Geschehens ist um 1750, rekonstruiert um 1790. Erörtert werden unter anderem Fragen nach den Techniken, mit denen sich die Menschen im Zuge der Aufklärung die Welt aneigneten, wie dieses Vorgehen Persönlichkeiten formte (oder auch deformierte), wie Gesellschaften im Umbruch darauf reagierten, welche Rolle das Konzept des Dilettantismus dabei spielte und welche der Landschaftsgarten als wichtiges neues Medium der Aufklärung. Und – wo blieben bei alledem die Frauen?
Hans von Trotha hat in Heidelberg und Berlin Germanistik, Philosophie und Geschichte studiert und über die gegenseitige Beeinflussung von Literatur, Philosophie und Gartenkunst im 18. Jahrhundert promoviert. Zehn Jahre lang hat er zunächst als Programmchef, dann als Verlagsleiter den Berliner Nicolai Verlag geführt, anschließend zehn Jahre lang die Internationalen Filmfestspiele Berlin (Berlinale) beraten. Daneben entstanden zahlreiche Bücher. Als Kurator war er an verschiedenen Ausstellungen und Festivals beteiligt. Bei Forschungsaufenthalten in England und China hat er seine Kenntnisse über Geschichte und Philosophie der Gartenkunst vertieft. In diesem Feld ist er ein gefragter international anerkannter Spezialist. Sein Buch Der Englische Garten. Eine Reise durch seine Geschichte ist ein Klassiker. Hans von Trotha lebt als Autor, Publizist und Kurator in Berlin. Regelmäßig ist er auf Deutschlandfunk Kultur zu hören, vor allem zu literarischen, kulturhistorischen und historischen Themen.
Pollaks Arm, Berlin 2021; Im Garten der Romantik, Berlin 2016; Angenehme Empfindungen. Medien einer populären Wirkungsästhetik im 18. Jahrhundert vom Landschaftsgarten bis zum Schauerroman, München 1999.
Im 18. Jahrhundert wurde Rom auch für eine populäre europäische Kultur zum zentralen Mythos. In einem auf intensiver Recherche beruhenden Roman wird Hans von Trotha davon erzählen und davon, wie segensreich die Bewegung des Dilettantismus für die Kultur der Zeit gewesen ist. Und wie gefährlich.