Iris Mendel
ifk Junior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2006 bis 30. Juni 2007

Der Blick der Marginalisierten. Von der feministischen Wissenschaftskritik zu einer emanzipatorischen Epistemologie der Sozial- und Kulturwissenschaften



PROJEKTBESCHREIBUNG

Ausgehend von der Kritik an dem Postulat einer wertfreien Sozial- und Kulturwissenschaft, das als Ausdruck von (männlichen) Herrschaftsinteressen verstanden wird, geht das Projekt der Frage nach, welche Alternativen zu dem "god-trick of seeing everything from nowhere" (Haraway) entwickelt werden können, die der sozialen Verortung der Wissenssubjekte gerecht werden, ohne in einen erkenntnistheoretischen Relativismus zu münden. Die Herausforderung besteht also darin, die wissenssoziologische Einsicht in die soziale Situiertheit sozial- und kulturwissenschaftlicher Erkenntnisse mit der Formulierung verbindlicher Erkenntnisansprüche, die als Basis politisch-emanzipatorischer Forderungen herangezogen werden können, zu vereinbaren. Den Möglichkeiten einer emanzipatorischen Erkenntnistheorie für die Sozial- und Kulturwissenschaften wird vor dem Hintergrund der auf Marx und Lukács rekurrierenden feministischen Standpunkttheorie und deren differenzpolitischer Verschiebung zu einer Pluralität marginaler Standpunkte, wie sie als Reaktion auf die postmoderne Kritik stattgefunden hat, nachgegangen. Dabei soll untersucht werden, inwiefern dem "feministischen Blick", dem "Blick von unten" oder dem "Blick der Marginalisierten" erkenntnistheoretisch privilegierte Positionen zugestanden werden können, von denen aus herrschende Machtverhältnisse eher durchschaut werden.
Der Grundgedanke des Projekts ist, dass Erkenntnis- und Gesellschaftstheorie nicht voneinander trennbar sind und daher eine egalitäre Wissenschaftspraxis entsprechender erkenntnistheoretischer Reflexionen bedarf.



CV



Publikationen

U. a.: Europa als Intention und als "Geschehen", in: Karl Acham (Hg.), Faktizitäten der Macht, Wien 2004, S. 31-52; Mannheim's free-floating intelligentsia: the role of closeness and distance in the analysis of society, in: Studies in Social and Political Thought, No.12, 2006, S. 30-52.