Jan Assmann
ifk Visiting Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. März 2004 bis 30. Juni 2004

"Die Zauberflöte." Mozarts und Schikaneders Oper in ihrem kulturellen Kontext



PROJEKTBESCHREIBUNG

Mozarts und Schikaneders Oper "Die Zauberflöte" stellt einen Markstein dar in der abendländischen Gedächtnisgeschichte Ägyptens. In diesem Werk gewinnen die teils landläufigen, teils esoterischen Vorstellungen von den "Mysterien der Isis" ihren wirkungsvollsten und gültigsten Ausdruck. Jan Assmann geht der Entwicklungsgeschichte der Vorstellungen nach, die sich vom 15. bis zum 18. Jahrhundert um die Motive der ägyptischen Mysterien, der hermetischen Tradition, der ägyptischen Geheimtheologie und eines ägyptischen esoterischen Monotheismus entwickeln. Dabei wird es auch um die Freimaurerei gehen, besonders um die Wiener Loge "Zur Wahren Eintracht", die sich unter dem Vorsitz des Mineralogen Ignaz von Born dem systematischen Studium der antiken Mysterienreligionen widmete. Wichtig ist auch die frühe Inszenierungsgeschichte der Oper, insbesondere die frühen Bühnenbilder und der Zusammenhang zwischen Ägypten-Romantik, Freimaurerei und Gartenkunst, der in den Bühnenanweisungen der "Zauberflöte" deutlich wird.

Über den im engeren Sinne freimaurerischen Kontext verfolgt Jan Assmann das Thema der ägyptischen Mysterien aber auch in anderen Bereichen der geistigen Kultur des 17. und 18. Jahrhunderts, von Athanasius Kircher bis zu Friedrich Schiller und darüber hinaus. Im Zentrum steht dabei das Konzept der "duplex religio" oder "duplex philosophia", einer öffentlichen Religion für das Volk, die man sich polytheistisch, bilderreich und festlich vorstellte, und einer geheimen Religion für die Eingeweihten, die man sich monotheistisch, philosophisch und erhaben dachte. Es liegt auf der Hand, daß sich die Unterscheidung zwischen der volkstümlichen und der geheimen Religion in dem Gegensatz zwischen Papageno und Tamino sowie den ihnen zugeordneten Klangwelten ausdrückt. So wird es auch um die Erschließung der musikalischen Mittel gehen, mit denen Mozart den Gegensatz zwischen der exoterischen (Papageno) und der esoterischen Seite (Sarastro, Priester) der Religion gestaltet hat, zwischen deren Polen sich die ProtagonistInnen bewegen. Jan Assmann hofft zeigen zu können, daß und wie sich alle einzelnen Motive und künstlerischen Mittel zur Form eines Kunstwerks zusammenfügen, das sich nicht nur als ästhetische Ausgestaltung oder Verwandlung eines Initiationsrituals versteht, sondern das auch auf eine untergründige Weise als solches funktioniert.



CV

Professor für Ägyptologie an der Universität Heidelberg



Publikationen

U.a. Herrschaft und Heil. Politische Theologie in Altägypten, Israel und Europa (München 2000); Der Tod als Thema der Kulturtheorie. Todesbilder und Todesriten im Alten Ägypten (Frankfurt/M. 2000); Religion und kulturelles Gedächtnis. Zehn Studien (München 2000); Tod und Jenseits im Alten Ägypten (München 2001); Die Mosaische Unterscheidung oder Der Preis des Monotheismus (München 2003)