Joseph Vogl
ifk Senior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2001 bis 31. Januar 2002

Gesetze des Amok



PROJEKTBESCHREIBUNG

Aus Indonesien und Malaysia wurde seit dem 19. Jahrhundert mit dem Begriff des Amok (malai. amuk = wütend, rasend) die Nachricht von einer besonderen, motivlosen Form der Gewalt nach Europa und Nordamerika gebracht. Für diesen Import – dessen Geschichte im Zentrum des Projekts steht – waren zunächst (Ethno-)Psychiater zuständig, die am Beispiel des Amoklaufs grundlegende Fragen nach der Funktion des Nervensystems, nach der Kausalität von Reiz und Reaktion, nach dem Verhältnis von Kontingenz und zufälliger Auslösung verhandelt haben. Zugleich aber ist der "Amok" sehr schnell zu einem Titel für eine diffuse soziale Bedrohung geworden, in der sich eine neue Art gefährlicher Ereignisse und eine neue Figur des Kriminellen abzeichnet: Der Amokläufer läßt sich hier als Repräsentant einer Gefährlichkeit begreifen, die das Ereignis einer radikalen und beliebigen Feindschaft in die Ökonomie der modernen Vorsorge- und Risikogesellschaften einführt.



CV

Professor für Theorie und Geschichte künstlicher Welten, Bauhaus-Universität Weimar



Publikationen

U.a. Ort der Gewalt. Kafkas literarische Ethik (München 1990); (Hg.): Gemeinschaften. Positionen zu einer Philosophie des Politischen (Frankfurt/M. 1994); Kalkül und Leidenschaft. Poetik des ökonomischen Menschen (in Vorbereitung).