Karl Sierek
ifk Senior Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. März 2009 bis 30. Juni 2009

Flächigkeit und Farbexzess. Zur Bilderwanderung zwischen New New Hollywood und Chinas Fünfter Generation



PROJEKTBESCHREIBUNG

Das Weltkino hat im letzten Jahrzehnt einen enormen Wandel durchlaufen. US-amerikanische, EU-europäische und ostasiatische Kinematografien nähern sich nicht nur auf technologischem und ökonomischem Gebiet an. Sie dialogisieren auch über ihr äußeres Erscheinungsbild: Bildschichtungen, vertikale Richtungsvektoren, Einstellungscluster und Flickereffekte führen zu einer neuen Flächigkeit; starke Farbsättigung, chromatische Intarsien und Grisaille-Effekte entwickeln einen chromatischen Exzess. Es entsteht eine hybride Ästhetik unterschiedlichster Kinematografien.
Neben technohistorischen Einflüssen durch computer generated images (CGI) ist dafür - so die These - ein Vorgang globaler Bilderwanderung verantwortlich. Es dringen nicht nur ""westliche"" Konstruktions- und Wahrnehmungscodes nach Osten, sondern ostasiatische Bildkulturen diffundieren mit ebensolcher Dynamik in den US/EU-Blockbuster-Komplex. Bildkulturelle Standards aus China, Japan und Korea färben auf den Weltfilm ab.
Karl Sierek untersucht in diesem Projekt diese Verschiebung filmästhetischer Bildkonzepte am Beispiel der Hybridisierung des chinesischen Kinos der Fünften Generation seit den 1980er-Jahren mit dem New New Hollywood der 1990er-Jahre. Rund zehn Filme aus jeder der beiden Kinematografien dienen als Ausgangsmaterial zu einer Suche nach Spuren eines nachhaltigen Bilderwandels, dessen genaue Formen, Wege und Wirkungen den laufenden Untersuchungen zur Globalisierung der Bilder bisher entgangen sind.
Ergänzt durch Befunde filmökonomischer, repräsentationskritischer und bildtechnologischer Forschung, könnten die Analysen einen Beitrag zur Symptomatik der Globalisierung auf dem Gebiet von Bildwissenschaft und Kulturtheorie, Medientechnik und Filmwissenschaft leisten.



CV

Karl Sierek ist Professor für Geschichte und Ästhetik der Medien an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und wissenschaftlicher Leiter des Béla Balázs Instituts für Laufbildforschung in Wien. Gastprofessuren in Salzburg, Berlin, Paris und Tokio.



Publikationen

(u. a.): Images, Oiseaux. Aby Warburg et la théorie des cultures entre cinéma, photographie et ordinateur, Paris 2009; Foto, Kino und Computer. Aby Warburg als Medientheoretiker, Hamburg 2007; Ophüls:Bachtin. Versuch mit Film zu reden, Frankfurt/Main 1994; Aus der Bildhaft. Filmanalyse als Kinoästhetik, Wien 1993.