August 2022 - November 2022: Visiting doctoral student, University of St. Andrews / Dezember 2022 - Februar 2023: Visiting research fellow, Hebrew University of Jerusalem
»Und sie bluten wie die Frauen«. Das Motiv des »menstruierenden« Juden als Beispiel für vormoderne christliche Diskriminierungsmechanismen
Ein Kanon von christlichen Quellen ab dem 12. Jahrhundert beschreibt den jüdischen Mann als von einem abnormen Blutungsleiden Betroffenen. Diese Blutung wird als Form »männlicher Menstruation« verstanden und als ein christliches Sinnbild für die religiöse und soziale Minderwertigkeit der Juden. Diese wiederum wird in den Körper »eingeschrieben«. Das Dissertationsprojekt stellt die relevanten Quellen aus theologischen, medizinischen und politischen Verfasserhintergründen zusammen und untersucht das Bild des »menstruierenden« Juden mithilfe der literarischen Motivtheorie. Jüdische »männliche Menstruation« wird als literarisches Motiv verstanden, um die Intentionen eines betreffenden Textes zu verdeutlichen, die an sein Publikum herangetragen werden. Dadurch wird deutlich, wie Religion, Physiologie und Geschlecht bereits vormodern als soziale Determinationskategorien zusammenwirken und eine Vorstellung von Identität und Alterität begründen, die als proto-rassistisch bezeichnet werden kann.
Kerstin Mayerhofer ist Judaistin und promoviert an der Universität Wien zu vormodernen Diskriminierungsmechanismen am Beispiel des christlichen Motivs des »menstruierenden« Juden. Ihre Dissertation wird an der Queen Mary University London zweitbetreut. Sie ist Mitherausgeberin der Reihe An End to Antisemitism! (Berlin: De Gruyter, 2019–2021).
»Inferiority Embodied: The ›Men-struating‹ Jew and Pre-Modern Notions of Identity and Difference«, in: gem. mit Armin Lange, Dina Porat, Lawrence H. Schiffman (Hg.), Confronting Antisemitism through the Ages – A Historical Perspective (= An End to Antisemitism!, Band 3), Berlin 2021, S. 135–59; gem. mit Armin Lange, Dina Porat, Lawrence H. Schiffman (Hg.), Confronting Antisemitism through the Ages – A Historical Perspective (= An End to Antisemitism!, Band 3), Berlin 2021; gem. mit Dieter J. Hecht, Louise Hecht, Avraham Siluk, Stephan Wendehorst, Quellen zur jüdischen Geschichte im Heiligen Römischen Reich und seinen Nachfolgestaaten: Judendeutsch, Jiddisch, Hebräisch, Judenspanisch, 16.–20. Jahrhundert, Wien, 2014.
!!!ACHTUNG VERSCHIEBUNG!!!
Leider muss der Vortrag von Kerstin Mayerhofer auf 23. März 2022 verschoben werden.
Jüdische Männer würden, genau wie Frauen, »menstruieren« – davon berichtet ein Kanon von vormodernen christlichen Quellen. Sie kreieren ein Bild von jüdischer Identität, in dem sich Vorstellungen von religiöser, sozialer und körperlicher Minderwertigkeit verschränken. Der Vortrag zeichnet die Geschichte dieses unbekannten antisemitischen Motivs nach.