Konrad Petrovszky
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2016 bis 31. Januar 2017

Recht, Verwaltung und Korruption im Übergang zur Moderne. Dalmatien und Walachei 1770 bis 1840



PROJEKTBESCHREIBUNG

Auf der medial vermittelten Korruptionslandkarte der Gegenwart nimmt Südosteuropa einen besonderen Ort ein. Dabei sind die historischen Hintergründe dieser Vorstellung alles andere als geklärt, von den damit gemeinten Praktiken bis hin zur Angemessenheit der Beschreibungskategorie selbst. An diesem Punkt setzt das Forschungsprojekt ein, das sich mit der  Formierungsphase der modernen Korruptionssemantik am Beispiel zweier Regionen an der Nahtstelle von Mittel- und Südosteuropa befasst. Die inneren Verhältnisse Dalmatiens und der Walachei an der Wende zum 19. Jahrhundert waren durch eine besonders rasche Abfolge militärischer Okkupationsregime, eine zunehmende Krise geltender Herrschaftsverhältnisse, aber auch durch mehrfache Versuche gekennzeichnet, Verwaltung und Rechtswesen umzubauen. Im Kontext einer europaübergreifenden Debatte über das „gute Regieren“ kam es dabei zur Sensibilisierung und Neubewertung von „korrupten“ Praktiken, was anhand von behördlicher Korrespondenz und Rechtsliteratur ebenso wie an der bis dahin ungekannten Vielfalt politischer, ökonomischer und landeskundlicher Schriften nachvollzogen werden soll.



CV

Konrad Petrovszky studierte Geschichte, Philosophie, Slawistik und Politikwissenschaft an der LMU München und der Freien Universität Berlin. Zwischenzeitlich als freier Lektor und Übersetzer tätig, promovierte er mit einer Arbeit zur frühneuzeitlichen Geschichtsschreibung Südosteuropas an der Humboldt Universität zu Berlin. Er ist seit 2013 Assistent am Institut für Osteuropäische Geschichte der Universität Wien.



Publikationen

Geschichte schreiben im osmanischen Südosteuropa. Eine Kulturgeschichte orthodoxer Historiographie des 16. und 17. Jahrhunderts, Wiesbaden 2014; gem. mit Andreas Helmedach, Markus Koller, Stefan Rohdewald (Hg.), Das osmanische Europa. Methoden und Perspektiven der Frühneuzeitforschung zu Südosteuropa, Leipzig 2013; gem. mit Ovidiu Tichindeleanu (Hg.), Romanian Revolution Televised. Contributions to The Cultural History of Media, Cluj-Napoca 2011.

19 Dezember 2016
  • Lecture
IFK
Konrad Petrovszky

"KORRUPTION" IN DER SÜDOSTEUROPÄISCHEN VORMODERNE. ZUR HISTORISCHEN SEMANTIK EINER GRAUZONE

„Doch wehe demjenigen Richter, der die Beschlüsse durch Begünstigung erwirkt oder das Recht durch die Entgegennahme von Bestechungsgeld beugt,“ so heißt es drohend in der Präambel des ersten walachischen Gesetzeskodex von 1780. Doch was bedeutet diese Einschärfungsformel, wenn auf dem Titelblatt desselben Buchs Justitia ohne Augenbinde dargestellt wird?

 

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