Kristin Dickinson
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. März 2018 bis 30. Juni 2018

Die "Türkische Bibliothek" (1904–1929): „Außerordentliche“ Übersetzungen und die Erfahrung der Moderne



PROJEKTBESCHREIBUNG

Übersetzungsarbeiten waren zentral für die kulturelle Erfahrung der Moderne im deutschen wie auch im türkischen Raum. Jedoch beziehen sich lediglich wenige Studien entweder auf die Schnittpunkte zwischen diesen literarischen Traditionen oder auf die historische Bedeutsamkeit der Übersetzungsarbeiten zwischen diesen zwei Sprachen.

Mein Projekt behandelt als Analysegegenstand eine umfangreiche Übersetzungsinitiative: die Türkische Bibliothek. Von 1904 bis 1929 veröffentlichte der Mayer und Müller Verlag in Leipzig diverse Bände von insgesamt 26 Übersetzungen. Diese beinhalten unter anderem Werke von osmanischen Autoren des späten 19. Jahrhunderts, Volksliteratur und mündlich überlieferte Erzählungen sowie wissenschaftliche Texte über osmanische Geschichte oder islamische Mystik. Durch Analyse der Übersetzungstexte gemeinsam mit ihren Vor- und Nachworten werde ich untersuchen, wie der Erste Weltkrieg, die Gründung der Weimarer Republik, der Untergang des Osmanischen Reiches und die Gründung der modernen türkischen Republik, welche alle Ereignisse sind, die in den Zeitraum der gegenständlichen Veröffentlichungen fallen, das Paradigma der Orientalistik beeinflussten. Eine zentrale Rolle in meinen Untersuchungen wird die Frage spielen, wie Übersetzungen in dieser turbulenten Zeitperiode an der sich ändernden Vorstellung der Moderne aktiv teilnahmen und die sozialpolitischen und kulturellen Veränderungen nicht nur einfach reflektierten.



CV

Kristin Dickinson erlangte ihren Ph.D. in vergleichender Literaturwissenschaft an der UC Berkeley. Sie ist Professorin für Germanistik an der University of Michigan. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen unter anderen in Fragen der Weltliteratur, Übersetzungstheorien, sprachübergreifende Erinnerungen, linguistische Reinform und kritischem Monolingualismus. Ihre kürzlichen Artikeln wurden in der New German Critique, Türkisch-deutsche Studien Jahrbuch, Transit und Critical Multilingualism Studies veröffentlicht.

Ihr aktuelles Buchprojekt, Übersetzung und die Erfahrung der Moderne: Eine Geschichte der deutsch-türkischen Konnektivität, untersucht die Entwicklung der deutsch-türkischen Übersetzungsarbeiten und -beziehungen vom frühen 19. Jahrhundert bis heute. Der historische Rahmen dieses Buches wird von der Zentralität weitgehender Übersetzungsbewegungen für die kulturelle Erfahrung der Moderne und für die Entwicklung einer nationalen Literaturidentität im deutschen als auch im türkischen Kontext geprägt.



Publikationen

 Selected Publications: Zafer Şenocak’s “Turkish Turn”: Acts of Crosslinguistic Remembrance in Köşk (The Pavilion), Durham 2018 (forthcoming); “Intervening in the Humanist Legacy: Sabahattin Ali’s Kleist Translations”, Göttingen 2016, pp. 45 – 62; “Where Language Is Ripped Apart: Absence and Illegibility in Bilge Karasu’s The Garden of Departed Cats”, in: Critical Multilingualism Studies, Vol. 2.1, 2014, pp. 106 – 128. 

16 April 2018
18:15
  • Lecture
IFK
Kristin Dickinson

TRANSLATING TURANISM: GERMAN-TURKISH CULTURAL RELATIONS OF THE EARLY 20TH CENTURY

In 1916, at the height of German-Turkish political relations, the journalist, philologist, and literary critic Friedrich Schrader completed the first full length translation of a Turkish novel into German: Halide Edip’s “The New Turan” (1911).

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