Dance Translations. Re-enacting Ancient Dance under the Fascist Regime
In den 1930ern wurden die Ruinen eines antiken Theaters in Sizilien zu einer wichtigen Drehscheibe für Europäische Tanzkulturen. Das Projekt erörtert die komplexen Hintergründe und Folgen dieses unwahrscheinlichen Phänomens. Das Istituto Nazionale Dramma Antico (INDA) hatte bereits altgriechische Tragödien inszeniert, als faschistische Instanzen in seine Agenden eingriffen. Die nationalistische Propaganda brauchte das Spektakel der klassischen Vergangenheit, doch antike Tänze waren schwieriger zu übersetzen als antike Texte. Trotz seines nationalistisch gepflegten Images suchte INDA nach ausländischen Tanzvokabularen, die den dramaturgischen Ansprüchen sowie den faschistischen Ansichten über Gruppenbewegung und Frauenkörper gerecht waren bzw. schienen. Mit den Tänzerinnen der eurhythmisch-inspirierten Hellerau Laxenburg Schule entstand eine Experimentierbühne, die hellenisierende Ästhetik, mitteleuropäische Tanzpraktiken und faschistische Ideologien miteinander kombinierte.
Laura Gianvittorio-Ungar ist eine Klassische Philologin mit Forschungsschwerpunkten in Theater, Tanz und Musik in der griechischen und römischen Antike. Bevor sie das ifk Senior Fellowship antrat, forschte und lehrte sie an verschiedenen Universitäten in Europa und im Vereinigtem Königsreich (Palermo, HU Berlin, Salzburg, Eichstätt-Ingolstadt, Nottingham und Heidelberg) und leitete Forschungsprojekte an der Universität Wien sowie an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (FWF/Hertha Firnberg und FWF/Elise Richter). Die Projekte untersuchten multimodale Erzählpraktiken im altgriechischen Theater und konzeptualisierten auf dieser Basis die Narrativität und Gattungshybridität des Theaters neu. Derzeit erforscht sie zwei ausgiebigen Themenbereiche, nämlich die materiellen Aspekte von antiken Bewegungskünsten und die Rezeption des antiken Tanzes im 20. Jahrhundert.
Narratives at Play. Perspectives on Aeschylus’ Genre and Poetics, Leiden, Boston: Brill 2024.
»Dance and Politics«, in: Z. Alonso-Fernández und S. Olsen (Hg.): Imprints of Ancient Dance: Texts, Images, Bodies, Movement, Madrid: Autonoma University Press 2024.
mit Karin Schlapbach (Hg.), Choreonarratives. Dancing Stories in Greek and Roman Antiquity and beyond, Leiden, Boston: Brill 2021.
Choreutika. Performing and Theorising Dance in Ancient Greece, (= Biblioteca dei Quaderni Urbinati di Cultura Classica 13), Roma, Pisa: Fabrizio Serra Editore 2017.
Il discorso di Eraclito. Un modello semantico e cosmologico nel passaggio dall’oralità alla scrittura (= Spudasmata 134), Hildesheim, New York, Zürich: G. Olms Verlag 2010.
The lecture enquires into the dynamics through which, in 1930s Sicily, an ancient Greek theater came to catalyze fairly mismatched dance cultures into a productive exchange.