Israel und Tokio
Lea Bergstein: Die Signatur einer Tänzerin. Der neue hebräische Tanz und seine europäischen Wurzeln (1920–1948)
Im Kontext zionistischer Ambitionen in Palästina unter britischem Mandat kam es ab den 1930er-Jahren zu zielgerichteten Bemühungen um die Entwicklung eines neuen autochthonen hebräischen Volks- und Festtanzes. Dabei rückten stark ideologisierte Imaginationen eines neuen jüdischen Körpers gerade Tanz in den Fokus zeitgenössischer kulturpolitischer Diskurse. Tatsächlich aber begründete das große Engagement von deutschen Tänzerinnen eine nahe Verwandtschaft des hebräischen Tanzes mit der europäischen Tanzmoderne.
Vor diesem Hintergrund untersucht Bengough das wegweisende Werk der Tänzerin Lea Bergstein (1902–1989), welche ab 1925 in Palästina tätig war, und beschreibt ihre künstlerische Praxis mittels archivarischer Quellen, historiografischer Methoden der Tanz- und Performancewissenschaft sowie aus kulturtheoretischer Perspektive. Im Zentrum des Projekts stehen dabei Fragen zu kultureller Übersetzung und Kontinuität und künstlerischer Kreativität in transnationalen Zusammenhängen.
Assoziierter Forscher am ifk
Lukas Bengough studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien und Theaterregie an der Universität Tel Aviv. Seine Dissertation an den Universitäten Salzburg und Tel Aviv beschäftigt sich mit dem Werk der Tänzerin und Choreografin Lea Bergstein (1902–1989) im Kontext der europäischen Tanzmoderne und des neuen hebräischen Tanzes in Palästina unter britischem Mandat. Er war an zahlreichen Theaterproduktionen in Europa und Israel beteiligt und unterrichtet seit 2015 an der Universität Tel Aviv. 2018/2019 bearbeitete er als Stipendiat des Franz Rosenzweig Minerva Research Center der Hebräischen Universität Jerusalem das deutschsprachige Verwaltungsarchiv des hebräischen Habima-Theaters und forschte dazu am Israeli Center for the Documentation of the Performing Arts an der Universität Tel Aviv.
Buchrezension: Dancing Europe. Identities, Languages, Institutions, in: Nicole Haitzinger und Alexandra Kolb (Hg.), Dance Research Vol. 40.2., München 2022, S. 267–268; »Drawing Against Adversity Democratizing Movement: The Dancers Collection Milein Cosman«, in: Nicole Haitzinger und Anja Manfredi (Hg.), For Milein Cosman, Paris Lodron Universität Salzburg 2021 (https://www.plus.ac.at/wp-content/uploads/2021/03/MileinCosman_Lichtzeichnungen-von-Anja-Manfredi.pdf)
Eine Fotografie von 1946 zeigt die Tänzerin und Choreografin Lea Bergstein (1902–1989) auf sandigem Grund, unter freiem Himmel tanzend. Aufgenommen vor Palmen und Zypressen, steht diese expressive Pose sinnbildlich für Bergsteins Suche nach einem eigenständigen körperlichen Ausdruck im neuen hebräischen Tanz.