Der „national-soziale Staat“ und sein Anderes. Rassismus aus der Perspektive materialistischer Staatstheorie
Die Dissertation zielt auf eine Theoriearbeit, die Rassismus aus der Perspektive materialistischer Staatstheorie neu konzipieren will. Während die klassischen Arbeiten der kritischen Rassismusforschung nur selten staatstheoretische Erwägungen in ihre Analyse integrieren, wird die Dissertation jene Ansätze, die innerhalb der materialistischen Staatstheorie seit den 1960er Jahren entwickelt worden sind, systematisch auf das Themenfeld des Rassismus anwenden. Der staatstheoretische Zugang ermöglicht es dabei, die Konstruktion und Ausgrenzung von Menschengruppen anhand einer konstruierten, biologisch oder essentialistisch-kulturellen Wesenshaftigkeit mit politischen Prozessen der Ausformung von StaatsbürgerInnenschaft und ökonomischer Unterschichtung in Verbindung zu bringen. Gleichzeitig soll auch der staatstheoretische Zugang um eine rassismustheoretische Komponente erweitert werden, die bisher in diesem Paradigma kaum eine Rolle gespielt hat.
Lukas Egger studierte an der Universität Wien Politikwissenschaft und schloss das Masterstudium im Jahr 2017 mit einer Arbeit zu kritischer Rassismustheorie im deutschsprachigen Raum ab, die mit dem Nachwuchspreis der Österreichischen Gesellschaft für Politikwissenschaft ausgezeichnet wurde. Seit 2017 ist er Doktorand am Institut für Politikwissenschaft in Wien. Er war unter anderem als freier Publizist, Referent und als Lehrbeauftragter am Institut für Soziologie in Wien tätig. Seine Publikations- und Forschungsschwerpunkte bilden die kritische Gesellschaftstheorie von und im Anschluss an Karl Marx, Rassismus- und Antisemitismusforschung sowie Staats- und Wissenschaftstheorie.
„Ideologietheorie und Ideologiekritik als Grundlagen einer kritischen Rassismus-theorie“, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Bd.4 8, Nr. 3, 2019, S. 17–28; „Immanente Kritik oder Metakritik der Moral? Zu Normativität als Gegenstand und Grundlage der Marx‘schen Gesellschaftskritik“, in: Bohlender/Schönfelder/Spekker (Hg.): ‚Kritik im Handgemenge’. Die Marx’sche Gesellschaftskritik als politischer Einsatz, Bielefeld 2018, S. 221–245; „Der ‚schreckliche erste Abschnitt’. Zu Louis Althussers Kritik an der marxschen Werttheorie“, in: PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft 188, 2017, S. 435–453.
Obwohl er als wissenschaftliche Theorie längst widerlegt worden ist, erweist sich der Rassismus immer wieder als eine der beharrlichsten Ideologien der Moderne. Was ist aber der Grund für seine Persistenz? Einige machen dafür die Tradierung kolonialer Diskurse verantwortlich, andere die kapitalistische Ökonomie. Welche Rolle spielt aber der moderne Staat?