Talking Cures. Eine Übersetzungsgeschichte der Psychoanalyse der Nachkriegszeit
Psychoanalyse fand in der Nachkriegszeit nicht nur auf der klassischen Couch statt, sondern auch in psychiatrischen Kliniken. Dabei wurden nicht nur PatientInnen, sondern manchmal auch ÄrztInnen und Pflegende der talking cure unterzogen, die ihre Träume, ihre Lebensgeschichte und ihren Alltag zu Protokoll gaben. Psychoanalyse vermischte sich hier mit Wissensbeschaffung und Klatsch und Tratsch aus den Abteilungen, Behandelnde wurden zu Behandelten, und die Sprache selbst wurde zu einer Art „Medikament“, oft in Kombination mit oder Aushandlung zu somatischen Ansätzen. Das Forschungsprojekt untersucht Übersetzungsprozesse in der Geschichte der klinischen Psychotherapie, in denen nicht nur die klinische Ordnung greifbar wird, sondern auch breitere soziale Verschiebungen verhandelt wurden.
Magaly Tornay studierte Geschichte, spanische und deutsche Literatur an der Universität Zürich und wurde 2014 promoviert. Ihre Dissertation beschäftigt sich mit der Geschichte der halluzinogenen Drogen und psychoaktiven Medikamente in der Nachkriegszeit. Danach war Tornay Postdoc an der ETH Zürich an der Professur für Technikgeschichte, wo sie zu Konfigurationen der jüngsten Vergangenheit seit den 1980er-Jahren forschte. Zurzeit ist sie Mitglied einer Forschergruppe, welche die Geschichte der Medikamentenversuche an der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen aufarbeitet. Sie lehrt und forscht an den Universitäten Zürich und Bern und ist zudem assoziiertes Mitglied des Zentrums Geschichte des Wissens.
„Wechselwirkungen und Grenzziehungen zwischen halluzinogenen Drogen und psychoaktiven Medikamenten in der Nachkriegszeit“, in: Robert Feustel, Henning Schmidt-Semisch, Ulrich Bröckling (Hg.), Handbuch Drogen in sozial- und kulturwissenschaftlicher Perspektive, Wiesbaden 2019, S. 93–104; gem. mit David Gugerli, „Das Zeitalter der Konfigurationen, 1980 bis 2010. Ein Beitrag zur zeithistorischen Debatte“, in: Historische Anthropologie 2018/2, S. 224–244; Zugriffe auf das Ich. Psychoaktive Stoffe und Personenkonzepte in der Schweiz, 1945 bis 1980, Tübingen 2016.