Marcus Gräser
ifk Research Fellow


Zeitraum des Fellowships:
01. Oktober 2002 bis 31. Januar 2003

Chiffre "Chicago": Selbstbild und Fremdbild in Wien und Berlin 1890-1930



PROJEKTBESCHREIBUNG

Die kulturelle Polarisierung, der die beiden Metropolen in der zeitgenössischen Wahrnehmung zumeist unterworfen wurden (Berlin sei Kopf und Wien sei Herz, Berlin will werden, Wien will bleiben etc.), hat die Forschung seit jeher veranlaßt, das Selbstbild der Städte als abhängig von der Wahrnehmung der anderen Metropole zu sehen. Gleichwohl beruhten die in Wien und Berlin diskursiv hergestellten Bilder der eigenen und der anderen Metropole zu einem nicht geringen Teil auf dem Rekurs auf ein 'tertium comparationis', auf das hin die eigene wie die konkurrierende Metropole verglichen wurde. Für das 18. und weite Teile des 19. Jahrhunderts mögen Paris und London diese Rolle gespielt haben, am Ende des 19. Jahrhunderts aber waren die USA, und hier vor allem Chicago als emblematischstes Stück Urbanität und Modernität der Neuen Welt, an die Stelle des Dritten gerückt.
An Beispielen wie Brechts "Heilige Johanna der Schlachthöfe" und Kalmans "Die Herzogin von Chicago" soll untersucht werden, in welcher Weise sich die materiellen und immateriellen Strukturen Chicagoer Urbanität nicht nur in Bedeutungen übersetzt haben, sondern auch, wie diese Bedeutungen in anderen städtischen Zuständen verstanden und kommuniziert wurden.



CV

Historiker am Zentrum für Nordamerika-Forschung, Universität Frankfurt am Main



Publikationen

Zuletzt: Demokratie versus Bürokratie. Bildprogramm und Politik der settlement-Bewegung in Chicago am Ende des 19. Jahrhunderts, in: Marcus Gräser et al. (Hg.): Staat, Nation, Demokratie. Traditionen und Perspektiven moderner Gesellschaften (Göttingen 2001)