Die Vertonung Afrikas. Filmmusik als kultureller Kolonialismus
Das »Afrika« auf der Leinwand erscheint nach wie vor als historisch unspezifischer und jenseits des Kolonialismus liegender Sehnsuchts- und Zufluchtsort, an dem Weiße ihre privaten Konflikte ausleben, wie etwa Maryl Streep in Out of Africa (1985). Welche Rolle spielt die Filmmusik bei der Produktion eines kolonial geprägten Konzepts des afrikanischen Kontinents? Maria Fuchs will der Frage nachgehen, wie Klischees in der musikalischen Codierung des filmischen Afrikas entstehen. Indem sie nicht nur die »textliche« Ebene der Filmmusik, sondern auch das »Rohmaterial« der Soundtracks in den Blick nimmt, thematisiert sie deren Produktion unter dem Aspekt der Sampling-Politik.
Neben einem Querschnitt historisch einflussreicher Filme aus europäischer und US-amerikanischer Produktion (z. B. Lion King, 1994) erfolgt die Auswahl des filmischen Forschungsrepertoires im Hinblick auf populäre deutschsprachige TV-Produktionen, die mitunter das Narrativ des Weißseins in Afrika sowie die Eroberung des Kontinents im Sinne einer neu gewonnenen »Heimat« zum zentralen Element haben.
Maria Fuchs studierte Musikwissenschaft, Komparatistik und Gender Studies an der Universität Wien und der Freien Universität Berlin und promovierte an der Universität Wien mit einer Arbeit zur Theorie und Praxis der Stummfilmmusik (Marburg: Schüren 2017). Von 2012 bis 2014 war sie Doktoratsstipendiatin der Universität Wien und des DAAD mit einem Studien- und Forschungsaufenthalt am Institut für Musik- und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 2015 bis 2023 war sie Dozentin an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, der Universität der Künste Berlin und der Universität Salzburg. Von 2020 bis 2022 war sie als Erwin-Schrödinger-Stipendiatin (FWF) Postdoc am Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Leiterin des Forschungsprojektes »Soundscapes von ›Heimat‹: Musikalische Kartographierung im Heimatfilm und Bergfilm (1930–1970)«, 2022 bis 2023 war sie im Rahmen des FWF-Projekts Senior Postdoc an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
mit Knut Holtsträter und Johannes Müske (Hg.), World Music and its Critique: Postcolonial Approaches to Global Music, Freiburg 2023 (= Yearbook Lied und Populäre Kultur/Song and Popular Culture 67); Stummfilmmusik. Theorie und Praxis im »Allgemeinen Handbuch der Film-Musik« (1927), Marburg 2017 (= Marburger Schriften zur Medienforschung 68); »The Silences of the Woods: Heimat and Anti-Heimat«, in: 19th-Century Music, Special Issue on Film Music, ed. Berthold Hoeckner, 2023.
Das »Afrika« auf der Leinwand erscheint nach wie vor als historisch unspezifischer und jenseits des Kolonialismus liegender Sehnsuchts- und Zufluchtsort, an dem Weiße ihre privaten Konflikte ausleben, wie etwa Maryl Streep in Out of Africa (1985).