Medienkulturen des maschinellen Übersetzens.Eine kulturwissenschaftlich-technische Umschrift
Die Umstellung von Linguistik auf Big Data verspricht den Zugang zum Weltwissen ohne Sprachhürden und hinterlässt derzeit tiefe Spuren. Ausgehend von der radikalen Verschiedenheit intellektuell-sinnhafter und maschinell-semantikfreier Sprachübersetzung wird Benjamins »reine Sprache« mit den Sprachmodellen des maschinellen Übersetzens eng geführt und deren Differenz der kulturwissenschaftlichen Debatte erschlossen. Es ist eine Umschrift der beiden Übersetzungs-Paradigmen von technischen in kulturwissenschaftliche Termini und vice versa als Epistemologie digitaler Medien geplant.
Wie nahe kommen sich Benjamins der Semantik zutiefst verpflichtete »reine Sprache« und die von jeder Semantik absehenden Sprachmodelle der heutigen Sprachübersetzer, die auf künstlichen neuronalen Netzwerken beruhen? Sind letztere von den Überlegungen Benjamins und von kulturwissenschaftlichen Begriffsprägungen beeinflusst? Können kulturwissenschaftliche und technische Begriffsbildungen voneinander profitieren?
Martin Warnke studierte in Berlin und Hamburg, promovierte 1984 in theoretischer Physik in Hamburg, nahm seine Tätigkeit an der Universität Lüneburg auf, war langjährig Leiter des Rechen- und Medienzentrums, habilitierte 2008 in Informatik/digitale Medien an der Leuphana Universität Lüneburg und ist seit 2010 Professor am Institut für Kultur und Ästhetik digitaler Medien, dessen Gründungsdirektor er war, an der Fakultät Kulturwissenschaften und hatte Gastprofessuren an den Universitäten Basel, Klagenfurt und Wien inne.
Er arbeitet auf dem Gebiet der Geschichte und Theorie digitaler Medien und der digitalen Dokumentation komplexer Artefakte der bildenden Kunst. Er ist Direktor der DFG-Kollegforschergruppe »Medienkulturen der Computersimulation« (mecs). Er gründete die »HyperKult«-Workshop-Reihe, war Sprecher des Fachbereichs »Informatik und Gesellschaft« der Gesellschaft für Informatik e. V. und ist Vorsitzender des Kunstvereins Springhornhof.
mit Anne Dippel, Tiefen der Täuschung: Computersimulation und Wirklichkeitserzeugung, Berlin: Matthes & Seitz 2022.
»Heaven and Earth – Cloud and Territory in the Internet«, in: Human-Centric Computing in a Data-Driven Society: IFIP Advances in Information and Communication Technology, 117–29, Cham: Springer International Publishing 2020.
mit Anne Dippel, Interferences and Events. On Epistemic Shifts in Physics through Computer Simulations, Lüneburg: meson press 2017.
Theorien des Internet, Hamburg: Junius Verlag, 2011.
mit Wolfgang Coy und Georg Christoph Tholen, (Hg.), Hyperkult, Basel: Stroemfeld 1997.
For their lunchtime series the Human Computer Interaction Group (TU Wien) hosts informal talks by scientists, artists, designers, and others. On 11 June at 12:15, ifk Fellow Martin Warnke is invited offer a perspective between cultural studies and technology on the shift from linguistics to Big Data and the promise of accessibility to the vast knowledge of the world without linguistic barriers.
igw.tuwien.ac.at
Die Umstellung von Linguistik auf Big Data verspricht den Zugang zum Weltwissen ohne Sprachhürden. Ausgehend von der radikalen Verschiedenheit intellektuell-sinnhafter und maschinell-semantikfreier Sprachübersetzung entwirft der Vortrag ein Forschungsvorhaben, das beide Übersetzungsparadigmen aufeinander bezieht: eine Umschrift von technischen in kulturwissenschaftliche Termini und vice versa als Epistemologie digitaler Medien.