Übersetzung und Blasphemie: Eine semiotische Perspektive
Mit Bezug auf Hjelmslevs Sprachtheorie entwickelt dieses Projekt eine Typologie von Übersetzungsschwierigkeiten. Dabei wird die Behauptung aufgestellt, dass sich die unüberwindbarsten Schwierigkeiten aus kulturellen Mustern ergeben, welche für die Kulturen selbst unsichtbar sind. Als Lösung schlägt dieses Projekt die Etablierung einer anthropologischen Art der Übersetzung vor, beispielhaft dargelegt anhand zweier Fallstudien. Die Verse 22-45 aus dem XXVIII. Gesang von Dante Alighieris Inferno sind meist problematisch für muslimische Übersetzer_innen: Sie beschreiben die Bestrafung Mohammeds und Alis, die Begründer des Islams, in der Hölle. Die meisten muslimischen Übersetzer_innen entscheiden sich, diese Verse nicht in ihre Sprache zu übertragen (Arabisch, Farsi, etc.). Eben diese Verse haben eine Ikonographie hervorgebracht, deren berühmteste Umsetzung in der Basilika San Petronio in Bologna zu finden ist. Giovanni da Modenas Fresko aus dem 15. Jahrhundert, das Mohammed in der Hölle zeigt, erzeugte zu Beginn des 21. Jahrhundert hitzige Spannungen zwischen radikalen ortsansässigen muslimischen Vereinigungen, die das Fresko entfernen lassen wollten, und katholischen Kommentatoren, die die Unversehrtheit des christlichen Kunsterbes verteidigten. Diese eng miteinander verbundenen Fallstudien dienen als Ausgangspunkt, um die schwierige Rolle von Übersetzung am konfliktgeladenen Scheideweg zwischen unterschiedlichen semiotischen Ideologien zu untersuchen.
Massimo Leone ist Professor für Semiotik und kulturelle Semiotik am Institut für Philosophie an der Universität Turin. Er studierte Kommunikationswissenschaften an der Universität Siena, erhielt sein Diplôme d’études approfondies (DEA) in Geschichte und Text- und Bildsemiotik von der Universität Paris VII, und absolvierte das Master-Studium in Text- und Bildstudien am Trinity College in Dublin. Massimo Leone promovierte schließlich in Religionswissenschaft an der Sorbonne, und in Kunstgeschichte an der Universität Freiburg. Als Visiting Scholar war er am CNRS in Paris und am CSIC in Madrid; als Fulbright Research Visiting Professor an der Graduate Theological Union in Berkeley; als Endeavour Research Award Visiting Professor an der School of English, Performance, and Communication Studies an der Monash University in Melbourne; als Faculty Research Grant Visiting Professor an der University of Toronto; als “Mairie de Paris” Visiting Professor an der Sorbonne; als DAAD-Gastprofessor an der Universität Potsdam; und als Visiting Professor an der École Normale Supérieure of Lyon (Collegium de Lyon), am Center for Advanced Studies an der Universität München, an der Universität in Kyoto, sowie am Institute of Advanced Study an der Durham University. Seine Arbeit konzentriert sich auf die Rolle von Religion in Kulturen der Moderne und der Gegenwart.
Sémiotique du fundamentalisme: messages, rhétorique, force persuasive, Paris 2014, ins Arabische übersetzt 2015; Saints and Signs: A Semiotic Reading of Conversion in Early Modern Catholicism, Berlin and New York 2010; Religious Conversion and Identity: The Semiotic Analysis of Texts, London and New York 2004.
FUGA- CONFINE - INTEGRAZIONE
Una serie di convegni sulla dislocazione (displacement) in Europa
(5-7 ottobre 2017, Villa Vigoni)
Venerdì 06.10.2017: IFK_Senior Fellow Massimo Leone:
"Fuggire insieme: semiosi illimitata e approdo musicale"
Associazione Villa VigoniCentro Italo-TedescoVia Giulio Vigoni, 122017 Loveno di Menaggio (CO)Italia
The lecture focuses on confessional reactions to controversial translations. It deals, in particular, with verses 22–45 of “canto XXVIII” of Dante Alighieri’s Inferno, which describe the position and punishment of Muhammad and Ali in hell. Considered by Dante as “seminator di scandalo e di scisma” (sowers of scandal and schism), they are condemned to be perpetually “fessi” (torn asunder). How do Muslims react to the translation of these verses in the languages of predominantly Islamic countries.