Scheiternde Männer? Bürgerliche Männlichkeit(en) im deutschen Gegenwartsroman
Der Beobachtung folgend, dass in der deutschen Gegenwartsliteratur eine propagierte »Krise der Männlichkeit« prominent verhandelt wird, fragt das Projekt nach der narrativen Inszenierung dieser Krise und ihren Implikationen für gesellschaftliche Aushandlungsprozesse jenseits des Literarischen. Eine Ausgangsthese dabei ist, dass über die (Selbst-)Erzählung von verdrängter Männlichkeit unter anderem ein rhetorisches Inventar aktiviert wird, das im Sinne einer bürgerlichen Kulturkritik auf eine außerliterarische Gegenwart zu verweisen sucht. Mit Fokus auf Romane von Simon Strauß, Monika Maron und Thea Dorn soll rekonstruiert werden, wie an dieser Schnittstelle zwischen Fiktion und Gegenwartskommentar die partikular gewordene Position und Identität bürgerlicher Männlichkeit wieder in ein narratives Zentrum gerückt wird und gesellschaftliche Aufmerksamkeit einfordert.
Neela Janssen hat an der Humboldt-Universität zu Berlin Kulturwissenschaft und Skandinavistik studiert, ergänzt um einen Auslandsaufenthalt am Department of History der University of Toronto. Während ihres Studiums war sie bei FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit sowie als Tutorin am Institut für Kulturwissenschaft tätig. Weitere Lehrerfahrungen umfassen u.a. Seminare zu prophetischer Rhetorik, der Figur des Flaneurs, einer Kulturgeschichte der Klage und Identität im Gegenwartsroman. Von 2021 bis 2024 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Abteilung für Komparatistik der Martin-Luther-Universität in Halle, wo auch ihr aktuelles Dissertationsprojekt angesiedelt ist. In diesem interessiert sie sich besonders für fiktional entworfene Krisendiagnosen und ihre enge Verbindung zu literarischen Verhandlungen von (bürgerlicher) Männlichkeit.
»This is John Galt speaking. Delegiertes Sprechen als Strategie genialer Sprachverstärkung bei Ayn Rand«, in: Barbara Ventarola und Julia Köhne (Hg.), Weibliche Genieentwürfe. Eine alternative Geschichte des schöpferischen Subjekts, Würzburg 2022, S. 225–246.
[Rezension] »Moritz Baßler: Populärer Realismus. Vom International Style gegenwärtigen Erzählens«, in: Weimarer Beiträge. Zeitschrift für Literaturwissenschaft, Ästhetik und Kulturwissenschaften, 69. Jg. 03/2023, S. 473–476.
»Ankunft in Rom. Am ersten Juli. Zweihundertunddreißig Jahre und acht Monate nach Goethe.« Simon Strauß lässt seinen Protagonisten in Römische Tage auf der Suche nach alter Größe und einem dieser Größe angemessenen Lebensgefühl bürgerlicher Erhabenheit nach Rom reisen – und scheitern. Der Vortrag begibt sich auf die Spuren der narrativen Inszenierung von bürgerlicher Männlichkeit in der Krise.