Die Umweltmaschine: Der Frankfurter Flughafen und seine Region
Das Forschungsprojekt behandelt die vielfältigen Beziehungsgeflechte zwischen dem Frankfurter Flughafen und seiner Region, dem Rhein-Main-Gebiet. Angesiedelt zwischen Wissenschaftsgeschichte, Technikanthropologie, Ethnologie und Umwelt- und Regionalgeschichte, geht es um die Geschichte der Globalisierung einer ländlichen Region und die gleichzeitige Lokalisierung einer globalen Infrastruktur. Den Flughafen im sozioökonomischen und ökologischen Spannungsgefüge von Globalisierung, „Heimat“ und Region zu denken lenkt die Aufmerksamkeit weg von einer Charakterisierung als sinnentleerter „Nichtort“ der Postmoderne (Marc Augé), hin zu einer Perspektive auf diesen Ort, die seine komplexen Beziehungen zur Umgebung freilegt. Sie öffnet das Thema zugleich für allgemeine Fragehorizonte: Was ist ein Flughafen jenseits seiner technischen und logistischen Infrastruktur? Wie prägt er die Umwelt und die Identität einer ganzen Region?
Nils Güttler ist Postdoc an der Professur für Wissenschaftsforschung der ETH Zürich. Seine Forschungen bewegen sich an der Schnittstelle von Umwelt- und Wissensgeschichte. Nach einem Studium der Neueren und Neuesten Geschichte und der Neueren deutschen Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Uppsala Universitet beschäftigte er sich in seiner Doktorarbeit mit Kartierungspraktiken in der Botanik des 19. Jahrhunderts. Die Arbeit, die schwerpunktmäßig am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin entstand, wurde unter anderem mit dem Georg-Uschmann-Preis der Leopoldina und dem Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für die Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik ausgezeichnet. Es folgten Postdoktorandenstipendien an der Huntington Library (San Marino), der Harvard University sowie eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt.
„Hungry for Knowledge: Towards a Meso-History of the Environmental Sciences“, in: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 42 (2019), S. 235–258; gem. mit Niki Rhyner und Max Stadler (Hg.), Flughafen Kloten: Anatomie eines komplizierten Ortes, Zürich 2018; gem. mit Magarete Pratschke und Max Stadler (Hg.), Wissen, ca. 1980, Zürich /Berlin 2016; Das Kosmoskop. Karten und ihre Benutzer in der Pflanzengeographie des 19. Jahrhunderts, Göttingen 2014.
Nils Güttler übernimmt die Tenure Track Stelle für Wissenschaftsgeschichte der Naturwissenschaften am Institut für Geschichte der Universität Wien. Er wird ab dem 1. September 2022 die Biologiegeschichte sowie die Umwelt- und Infrastrukturgeschichte vertreten. Nils Güttler war im Wintersemester 2020 IFK_Research Fellow. Das Team des IFK gratuliert!
Nichtort, Kommerz, „flows“, Beschleunigung – kaum ein technischer Ort wurde in der jüngeren Kulturtheorie so fetischisiert wie der Flughafen. Dass Flughäfen jedoch über viel Bodenhaftung verfügen, zeigt Nils Güttler anhand der Umwelt- und Wissensgeschichte von Frankfurt „Rhein-Main“.