09/21 - 12/21: University of Bergen, Bergen
01/22 - 06/22: University of Michigan, Ann Arbor, MI
grundtner@ifk.ac.at
Tierische Häute – menschliche Träger. Mensch-Tier-Analogien über die materielle Sachkultur in der mittelhochdeutschen Literatur
Tierhäute in Form von Fellen und Pelzen können in der höfischen Literatur des deutschsprachigen Mittelalters einen prominenten Platz einnehmen: Mäntel mit Pelzverbrämung werden als Geschenke überreicht, pelzgefütterte Decken wärmen die AkteurInnen, und selbst auf Schilden sind Pelzornamente angebracht. Inwiefern kann die Nähe des tierischen Materials zum menschlichen Körper als eine Ähnlichkeit zwischen Mensch und Tier gelesen werden?
Ausgehend vom Œuvre Wolframs von Eschenbach werden tierische Materialien im Text untersucht und in Bezug auf einen umfassenderen Mensch-Tier-Diskurs analysiert. So können in der Literatur über tierische Häute gesellschaftliche Position, Herkunft, Tapferkeit und erotische Anspielung zum Ausdruck gebracht werden. Diesen vielfältigen und spielerischen Einsatz des Materials im Text herauszuarbeiten ist Thema des Dissertationsprojekts.
Nora Grundtner studierte Germanistik, Textiles Gestalten sowie Psychologie und Philosophie (Lehramt) in Salzburg und Falmouth (UK). Seit 2018 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Ältere deutsche Sprache und Literatur am Fachbereich Germanistik der Universität Salzburg tätig. Sie ist Mitglied des Interdisziplinären Zentrums für Mittelalter und Frühneuzeit wie des Doktoratskollegs Interdisziplinäre Erforschung historischer Kulturen in Salzburg.
Das vorwiegende Forschungsinteresse gilt der (textilen) materiellen Kultur in der Literatur des Mittelalters. Dabei steht die Untersuchung der komplexen Beziehung zwischen Mensch und Objekt im Fokus, die über die bloße Nennung, die Verwendung wie die Kommunikation im Text zum Ausdruck gebracht werden kann.
„Als er bedacte die swarzen lîch, dô wart er einem rîter gelîch. Ein Erzählen mit und über Kleidung in Hartmanns von Aue Iwein“, in: Erzählende Dinge. Funktionen von Objekten für Narrative in Mittelalter und Frühneuzeit. MEMO – Medieval and Early Modern Material Culture Online, Heft 8 (2020), (im Erscheinen); „Tierische Häute und menschliche Träger. Eine Analyse narrativer Entwürfe in Wolframs Œuvre“, in: Brünner Beiträge zur Germanistik und Nordistik, Supplementum, Heft 33 (2019), S. 147–161.
Dicht behaarte Frauenkörper werden in der mittelhochdeutschen Literatur als abschreckend und abstoßend beschrieben. Mit kostbaren Pelzen sind hingegen höfische Damen bekleidet. Der Vortrag zeichnet ein Bild haariger Häute, das in Bezug auf Frauenkörper zwischen den Extremen von Höfischheit und Wildheit angesiedelt ist.